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waver durch den amptman, auch den pfarrer, maister Petter Keufelin, solchs nit underkommen und abgebetten, ich glaub, der pfaff hieng noch alda. Gleichwol ganz gnedigclichen mit im gehandelt worden und im nach seinem verschulden

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nur zu wol ergangen. Ein gleichförmige handlung hat sich im erzstift Cöln, unfer von der statt in eim schloß, eben umb solche zeit begeben, und wie ich erachten kan, ist es nit über ain jar oder zwai vor oder nach beschehen. Es ligt ain schloß

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uf der Filch, also genannt, unferr vom Brüel, alda dann die churfürsten und erzbischofen von Cöln gemainlich hof halten, Lechenich[1], ist ain ampt und haben die churfürsten mertails edelleut zu amptleuten alda, als auch der zeit ain Quad das ampt inhett. Derselbig Quad name des reichen Spießen

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von Cöln döchtern eine, wie dann laider der prauch, das man in heiraten allermaist das guet und reichtumb ansicht und nur die erst frag: »Ist sie auch reich?« Dieselbig Spießin war gleichwol erbar und fromlich erzogen, iedoch hett der vatter sie und ir schwester dermasen einborgen

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gehalten, das sie ir tag darnach dester einfeltiger gewesen. Nun hett der edelman ein caplon, der war im vast heimlich und vertrawt, auch vorhin seins vatterns selligen, als lang er das ampt Lehenich[1] ingehapt, caplon gewesen, hieß der Dieterich und war ain Barfüeßermünch des ordens de

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observantia nulla. Derselbig ließ im seins junker hausfraw zu gar wol gefallen. Er befliß sich uf ain zeit, als er wust, das der edelman uf seiner fründt einsen hochzeit verritten und in etlichen tagen nit kommen würd, kam in aim grosen regen gen Lechenich. Die fraw die trawet im wol, ließ in

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ein, und nachdem er gessen, beclagt er sich, das er naß wer. Die guet fraw ließ im auser gueter wolmainung ein fewr ins camin machen, sich wermen, und lihe im irs junkern hemmet eins. Ich waiß nit, was den münch [631] anfacht, er fieng an mit der frawen zu sprachen und mit ir umbs

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cappengelt zu reden, und under anderm sprach er zu der frawen, wann sie im die handt pütte oder anrürte, so wer ime, wie ainer katzen; so man die selb über den rugken streicht, so heb sie den schwanz uf. Die fraw verstandt des münchs willen wol, aber sie thett, wie ain frome fraw,

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als man deren noch vil findt, und wis den unrainen Satyrum


  1. a b Lechenich] hs. Lechenith.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite xxx. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_637.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)