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verbrennet. Also in aller handlung, wie der nachrichter den todten ußzoge und verbrennen wolt, do befandt er, das dem rutscher hiervor alle vier abgeschlagen und uf aim radt gelegen war. Got waist, wie er domals mit dem leben

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darvon kommen oder was er misshandelt, aber wol zu vermerken, seitmals er die pein des rads hüevor versucht und villeucht weiter über sollichs schuldig gewesen, er hab im darumb selbs den todt angethon und sollicher unmentschlicher pein und marter weiter und mehr nit erwarten wellen.

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* [1426] Bei wenig jaren ist zu Schrobenhausen im land zu Bayrn ainer diebstalls und ander begangner beser stuck wegen gefangen worden. In zeit seiner gefengnus hat er esen und drinken, was er künden, hinder sich behalten, und da er mit speis und trank uf etliche tag gefast,

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do hat er sich mit ainem geflochtnen stro also erhenkt, das er doch lebendig bliben und vom stroen sail hat kommen künden. Wan er gewolt[1], so hat er sich also starrend auch erzaigen künden und mit allen ander sachen bewisen, das in der nachrichter geschetzt hat todt sein. Derhalben er

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etliche tag in der gefengknus noch gelassen worden, in der weil im nichts zu essen geben worden; iedoch hat er sich nichts destoweniger an seiner behaltnen speis wol behelfen mögen. Nach verscheinen etlicher tag do hat in der nachrichter herauß getragen und in ain faß gethon, dann man

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inne verbrennen wellen. Mitler weil aber der nachrichter seinen gescheften nachgangen, do hat sich der dieb userm faß gethon und darvon gemacht, doch zuvor das fas widerum mit allerlai, so im bei der hand gewest, zugefült. Als der nachrichter das faß zu der richtstett gepracht und den

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cörpel nit darein gefunden, do hat menigclichem nit anders vermaint, dan der bess gaist hab in hingefürt, ist auch also darfür gehalten und weit und brait für ain wunderwerk hin und wider ußgeschriben worden. Wie aber ain alts sprichwort und das sich oft war sein erfunden, »was gehenkt soll

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werden, das ertrinkt[2] nit gern,« das beschach aldo mit dem auch. Es stand nit ain halbs jar an, diser dieb ward nit feer von Strubingen abermals am diepstal ergriffen und peinlich gefragt. Do bekannt er under ander, wie er zu Schrobenhausen[3] hievor wer mit dem leben darvon kommen,


  1. gewolt] hs. gewält.
  2. ertrinkt] ertrint.
  3. Schrobenhausen] hs. Strobenhausen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 620. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_620.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)