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seitmals der pfaff ein Rotweiler, er sollte darvon gewisen werden. Das wolt aber auch nit beschehen, dann er zu Rotweil seer verfreundt, und wolt den pfaffen niemands beißen, sonder er wardt ie lenger ihe hochmüetiger.

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Derhalben nam im[1] herr Wilhalm Wernher für, den pfaffen seiner unschick halb zu Costanz vor dem ordinario zu verclagen, als er auch thett. Er begab sich desshalb in aigner person geen Costanz, und wiewol im daselbst vil zugesagt, iedoch konte er in der thatt nit speurn, das sich der pfaff darumb

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etwas wolte bössern. In der rais geen Costanz, wie herr Wilhalm Wernher über den Bodensee für und der see ganz ungestim war, sprücht herr Adrian Dornfogel, so dannzumal pfarrer zu Mösskirch, ganz ernstlich, dieweil im uf dem wasser nit gehewr: » Ach, gnediger herr, was setzen ir ewer

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leben uf ain sollichs helzle!« Damit mainet er das schiff. Es wardt diser redte hernach vil gelacht, dieweil die außer großer forcht beschehen. Wie aber nun am pfaffen zu Oberndorf kein warnung oder nichs helfen, ließ im herr Wilhalm Wernher ußer rath seins brueders, herr Gotfridt

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Wernhers, durchs haus laufen. Im wardt der wein außtrunken, die silberin becher, gleser und anders zerschlagen. Der pfaff entlief, kam geen Rotweil. Daselbst understande er sich, ain große tragediam[2] anzurichten, aber es felet im, dann die Rotweiler wolten sich der sachen nichs gegen

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herr Wilhalm Wernhern annemen, allain gegen denen dienern, die dem pfaffen also zu Oberndorf hausirt, hetten sie sich entschlossen, [622] die ernstlichen, wa sie bedretten, zu straffen. Solichs trib allain der alt Freiburger. Damit aber die diener und ander, so der sachen verwandt, ußer

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der unsicherhait, vereret herr Wilhalm Wernher bemelten Freiburger haimlich mit aim schilling guldin. Der wust allen handel abzustellen. Dieses hab ich alhie darumb gemeldet, das zu sehen, wie in den stetten die großen Hannsen in empter, als burgermaister und andere, mit aim kleinen

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abzufahen und damit ain vil größers mag erspart werden. Und hiemit ward der handel gericht, und resignirt der pfaff die pfarr. Derselbig unlangs hernach verheirat sich mit der nonnen von Rotenmünster; hat volgends noch vil jar gelept und ist letzstlich under denen von Rotweil gestorben.

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In zeit und weil herr Wilhelm Wernher[3] die herrschaft


  1. im] hs. in.
  2. tragediam] hs. tragiediam.
  3. Wernher] hs. Wernhern.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 618. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_618.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)