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sein worden, belib hernach in ledigem standt biß an ir ende. Ir schwester, fröle [Maximiliana][1], ist graf [Carle][2] von Ortenburg hernach verheirat worden. Aber graf Lassla vom Hag[3] ist in zwaien jaren ungefärlichen nach dieser

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hochzeit in Italiam zu den kaiserischen hauptleuten zogen, ist er, wie man sagt, von seiner freche wegen von feinden gefangen worden, derhalben, als in kaiser Carle nit lesen wellen, hat er vom patrimonio die ranzon bezallen müeßen, ußer der ursach er nach seiner erledigung zum Franzosen gefallen,

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bei dem er in kürze auch in ungnad kommen. Darzu ward er von kaiser Carlen von wegen seins abfals in die acht declariert, der er doch, wiewol nit mit geringem uncosten, durch underhandlung des probsts von Walkirch, auch seins stiefvatters, herr Wilhalm Wernhers, und anderer seiner

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herren und freundt widerumb entlediget. Es hat ine ainer von Rabenstain bei kaiser Carle ußgebetten gehapt. Als er aber widerumb zu gnaden bei dem kaiser und haim zum Hag kam, konten sich sein brueder, graf Leonhart, und er nit vergleichen. Die unainigkait weret, so lang graf

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Leonhart lepte. Von desselben todt ist manicherlai gesagt worden, aber Gott waist die recht warhait; dann ain alter poet gesagt: »Fratrum quoque gratia rara est.« Graff Lassla hat sich verheirat[4] erstlich[5] mit marggraf Ernsten von Baden dochter, ir muetter war ain Rosenfelderin. Sie hat im aber

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wenig jar gelept, ist ohne kinder abgestorben. Hernach, wiewol im vil erlicher heirat in teutschen landen angetragen, so hat er sich doch mit ainer welschen grefin[6] zu Ferraria, ist des herzogen daselbst nahe bas gewesen, vermehelt, darauf mit großem pracht und seim bösten silbergeschier

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und clainottern in Italiam zogen. Die hochzeit ist zu Ferraria mit großer costlichait nach der Walhen prauch gehalten worden. Gleich baldt hernach ist er in unainigkait mit seiner schwiger kommen; die hat im vergeben, das er nit ohne sonderliche hilf Gottes und mit großer müe der

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arzet bei dem leben ist erhalten worden. Er hat weichen


  1. Maximiliana] ergänzt, die hs. hat eine lücke.
  2. Carle] gleichfalls ergänzt.
  3. Hag] über graf Lassla und die grafen vom Hag überhaupt s. Hund, Bayrisch Stammen Buch (1613) s. 52 — 68; Otto Titan von Hefner, Bayerischer Antiquarius II, 73—103.
  4. sich verheirat] die chronologie in der folgenden erzählung über graf Lassla ist unsicher.
  5. erstlich] hs. ernstlich.
  6. welschen grefin] sie hieß Emilia und war des geschlecht de Püs und Carpi; s. Hund, Bayrisch Stammen-Buch (1613) s. 67.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 613. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_613.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)