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statten, so wardt er doch von der muetter überredt, das er sie gleich name; und wiewol ire baid söne, graf Lassle und graf Leonhardt, insonderhait aber das fröle Margreth des heirats übel zufriden, nochdann muest man das ain

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sach und geschehen sein lassen. Also wardt gleich die hochzeit in wenig tagen zum Hag fürgenomen und gehalten. Es hett sich der hochzeit niemands versehen gehapt, und hetten weder graf Christof noch der preutigam mit claider oder mit ander notturft sich darzu gerüst. Aber zwen

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lecherlich bossen haben sich uf diser hochzeit, die der gedechtnus wol würdig, begeben; dann als uf den hochzeittag herr Wilhalm Wernher und sein gemahl, die von Leuchtenberg, für die kirchen zum Hag komen und durch den priester sollten eingesegnet werden, name ime herr Wilhalm Wernher

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für, so er von dem priester, wie dann gebreuchlich, befragt wurde, mit ainer dapfern, mannlichen stimme ja zu sagen. Wie er nun in solchen gedanken und indess ine der priester fragt, ob er sich zu seiner gemahl elichen verpflichten welle, sprücht er mit ainer solchen hochen und großen stimme

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ja, das menigclich sich darab verwundert und lachen wardt. Desselbigen dags war herr Wilhalm Wernher ganz frölich; es wardt den ganzen tag und auch den abendt nach dem nachtessen gedanzet, und hette sich der preutigam selbigs tags und abendts so vast mit danzen gebraucht, das man

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ime, wie er schlaffen geen wolt, mit großer müeh die hosen abbringen mogte. Dieweil es aber derzeit regenwetter und zimlich kalt, het man dem preutigam die stuben eingewermbt. Wie er nun sich nidergelegt, hetten die diener und bueben des preutigams hosen für den haißen offen gehenkt, umb

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willen, die wider zu trucknen; war aber von dem unsorgsamen und liederlichen gesündle übersehen, inmaßen, als der preutigam morgens ufstande, fande er seine hosen vor dem offen hangen, an denen war der latz die nacht abge[620]bronnen. Also muest man mit der kirchen und ander

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sachen warten, biß ain newer latz wider eingesetzt, und ward diese sach von iederman pro malo omine geschetzt und gehalten. Herr Walther von Geroltzeck, dem hernach das frölen von Stoffeln vermehelt, sprach, sie hetten ainandern beede betrogen; sie het irem herren ain won

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ufgethon und uf vil gelts vertröst, das hett sie nit gehapt, so het er hernach auch nit vil willens zu ir überkommen. Das frölin vom Hag, das herr Wilhalm Wernher sollte vermehelt


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 612. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_612.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)