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Dieser herr Lorenz Gressle hat uf ain andere zeit zu Zimbern das evangelium prediget vom Samaritan, der uf der straßen geen Jericho gewandlet. In der außlegung des evangelii hat er den Samaritan genennt, sprechendt, es seie

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ain unerkannter nam, der nit wol außzulegen, aber seie umb die Juden und Samaritanen ein erbliche feindtschaft gewesen, und wisse kain bössere oder deutlichere gleichnus desshalben zu geben, als wie die Schweizer und landtsknecht zu vergleichen. Ein ander mal, als er prediget von dem,

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der den peinigern übergeben ward, legte er das wort carnifici also auß, das derselbig wer den mezgern, den henkern, den leckern und den bueben übergeben worden, zu peinigen und zu martern. Hernach umb das jar 1520 verlihe im wolgedachter herr Wilhalm Wernher, dann er der zeit

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Oberndorf inhett, ain caplanei zu S. Micheln in Oberndorf. Domals war noch ain caplon zu Oberndorf, hieß herr Petter Mayr. Da konten sich die zwen caplön nit lang mit ainandern vergleichen. Sie zertruegen sich; kam so weit, das sie ainandern schalten und ainandern bitter übel rauften

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und schluegen. Solcher excess kam dem dechant zu Rotweil für, hieß herr Blesi Schmit, von dem hieoben auch meldung beschehen. Der het ab solcher unfuer der pfaffen wenig gefallens, strafft die umb ir ungepür, wie sie dann wol beschult. Dieweil er aber anligen halben seins leibs

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dozumal persönlichen geen Oberndorf nit komen kont, do vermogt er herr Wilhalmen Wernhern, das derselbig dem dechant zu ehren und gefallen sich bewilligt, bede pfaffen wider in der güete zu vertragen. Das beschach. Es underzog herr Wilhalm Wernher sich der sach mit allen gnaden,

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und nachdem er allwegen ain schidlicher und geschickter herr gewesen, konte sich diese spennige handlung sein auch nit erweren. Er vertrueg die pfaffen mit irer baider wissen und gueten willen und dessen sie baid eingiengen, auch zusagten, dem ohne alles fellen oder abgang stracks

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nachzukommen. Noch desselbigen tags, als herr Wilhalm Wernher von S. Micheln außer der vesper gieng, so kompt pfaff Lorenz Gressle noch im chorhemmet zu im, sprechendt, er hab im ain vertrag mit herr Petter Maryn gemacht und abgeredt, der ganz vortelhaftig, partheisch und im ganz

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zuwider sei, der teufel sölle im darumb danken. Ab solchen ungepürlichen und frevenlichen reden ward herr Wilhalm Wernher so höchlich zu zorn bewegt, das er eilends nach


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 605. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_605.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)