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wann es nur reformiert were; do nam er das in schimpf zu ainer müeh uf, sprechendt, er überhupfte ine in der mess mit seinem gebett und sonderlich in der memmori, so er der lebendigen und der todten gedechte, so wenke er mit

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der ainen handt und sprech: »Hinweg! hinweg!« da im gleich fürfiele, das er für ine bitten sollt. Wiewol das absterben dieser grefin nun herr Wilhalm Wernhern höchlichen bekömmert, so war im doch darfor ain ander beschwerdt begegnet mit dem, das sein brueder, der elter, herr Johanns

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Wernher, ime zuwider das dorf Herrenzimbern sampt Villingen und Dalhausen der statt Rotweil zu kaufen geben, wie in hievorigen capiteln meldung beschehen, dann mit sollichem verkaufen herr Wilhalm Wernher höchlichen vernachtailt worden, seitmals im die dörfer allernechst gelegen

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und sein brueder vermeg der thailungsbrief im die zuvor anzubieten und vor menigclichen zu geben schuldig gewesen. Item es hat gedachter sein brueder, herr Johanns Wernher, nit allain die flecken und dörfer also, wie gehört, verkauft, sonder die caplonei oder pfrundt, die in das schloß

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Zimbern allain vor jaren gestift worden, die im auch domals nit zugehört oder zu verkaufen gepürt, sonder bei dem schloß bleiben sollen, mit hingeben. Dermaßen sein die von Rotweil hünder die flecken kommen, und ob sie die gleichwol dieser zeit in rüebiger besitzung, sein sie doch

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malae fidei possessores; haben die als ain verfangenschaft Iut der thailungsbrief, so noch vorhanden, so wenig fueg gehapt zu kaufen, so wenig herr Johanns Wernher macht oder gewalt, die zu verkaufen. Ich geschweig, das sie ine vernachtailt und überfüert, indem das im vil weniger, dann der halb wert, darumb gegeben worden, welches dann in allen rechten, wie das allen gelerten bewisst, zum höchsten verbotten. Etliche jar vor dem lupfischen heirat het herr Wilhalm Wernher ein caplon zu Zimbern im schloß, hieße herr Lorenz

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Gressle, war von Rotweil gepürtig und ain seltzamer gesell. Der prediget uf ain zeit im schloß Zimbern under anderm, als er dem volk ein ermanung[1] thon wolte zu der lieb Gottes, kunte er kain andere gleichnus finden, dann er sprach, Christus wer so süeß und so mült, wie ain geschwaizter zübel

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in ainer wassersuppen.


  1. ermanung] hs. ermaung.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 603. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_603.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)