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wurt, sprechende: »Ita, domine,« so wonte der pfaff, sein herr leg im bet, so lief er aber, wie jung er gleich war, die nacht uf der gassen. Er hett seine gesellschaften vom adel und sonst von studenten und allerhandt gesindts, die warten

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im uf den dienst, und under seinem namen warden thürn ufdretten, auch handtwerksleut und andere personnen verletzt und beschediget. Das beschach sovil, das ain rath zu Freiburg ein einsehens haben muesten. Die stallten den preceptorem, den obgenannten alten priester, darumb zu

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rede, mit anzeig, was großer gefahr ime des jungen unrüebigen grafen halb, der ime so hoch bevolchen, darauf stüende, auch zuversichtlich, das er etwann mögte am leib verwundt werden oder villeucht gar umb sein leben kommen. Der guet pfaff nam die warnung zu höchster beschwerdt

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an und außer großer ungedult, dieweil er ie vermaint, sein junger herr lege stettigs nachts in seinem darzu verordneten bet, sprach er: »Per Deum sanctum! lieben herren, ir thuen meim jungen herren unrecht, er leut alle necht in meiner cammer, und dieweil ich das guet wissens, kann ichs von

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im nit glauben,« gieng darmit darvon. Die herren vom rath ließen es im anfang darbei bleiben und lachten seiner einfalt. Es trib aber der jung graf und die jung purs, die sich bei im anhieng, die abenteur so grob und wolt sich auch ihe lenger ihe mehr einreißen, das der rath und auch

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die von der hochen schul der sach sich beladen muesten. Also wardt der guet maister Nicolaus abermals beschickt; der wardt der lengs nach aller sachen bericht und dahin beredt, das er nit so leuchtlichen glauben, sonder auch erfaren sollte, ob der jung herr iedesmals an seinem bet lege.

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Das bewilligt magister Nicolaus, wiewol ungern. Also in wenig nechten hernach, wie der graf vermaint, es were widerumb vergessen, do macht er sich gegen abents verholen ußerm haus zu seiner gesellschaft. Mit denen zog er die nacht nach seinem gebrauch in der statt dorafter. Aber

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der alt pfaff war dieselbig nacht wacker, gieng zu des grafen bet, abermals fragende, ob der graf vorhanden. Wie aber des graven jung antwort gibt: »Assum, domine,« empfacht der preceptor was argwon, derhalben würft er die deckin uf und besicht den jungen nach vortail; und wie er den

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trug vermerkt, auch das der jung so lange zeit darzu verholfen, ist wol zu erachten, wie in der pfaff mit rueten hab abgebutzet und absolvirt. Des morgens, wie der graf gegen


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 587. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_587.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)