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zu sich selbs und spricht: O we! o we! ich bin verdampt und werden mich die besen gaist hinfüren, dann ich stirb.« Er ward von gaistlichen und weltlichen personen getröst, aber er gab antwurt, er wer der barmherzigkeit Gottes nit

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wert, begert iedoch ains priesters; von dem ward er wie ain cristenmentsch versehen und starb gegen abents. Der baar wartet man die ganze nacht, etlich priester, auch sonst etliche weiber und ander leut vil die betteten, wie dann ainest ain gotsförchtigere welt gewest, dann man laider zu

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unser zeiten an vil orten findt. Gegen dag do kam der dodt Gotfridt wunderbarlicen wider zum leben und unversehenlichen do fieng er überlaut an mit heller stim zu schreien und Got zu loben. Darab erschracken die guten leut, so umb die bar umbher saßen und betteten, so gar, das iren

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den merertail die thür nit treffen künden, sonder zu den fienster und ledinen, gleichwol zimlich hoch hinab, an die gassen fielen; die ander entlüffen, iren etlich darunder haben sich übel zerfallen. Ich glaub, etlich sie haben gemaint, der leubhaftig deufel si vorhanden und werde sie gar

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hinfüren. Diser Gotfrid lept noch hernach bei zwelf jaren; er sagt auch, das er warhaftigclichen gestorben wer und von wunderbarlichen dingen, die er gesehen het. Hinfüro die übrige zeit seines lebens do lacht er nit mer, fürt auch ain strenges leben bis an sein ende. *

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* [1420] Das aber herzog Ulrich in seiner jugendt und auch darnach in seinem alter so abenteurig gewest, hat er seiner ort halb vom vatter reuchlichen bekomen; dann was für ain unutz man das gewest seins haltens und wesens halb, das bedarf ains aignen capitels. Kurzlich darvor, ehe

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er sich verheurat, do hat man dem alten graff Haugen von Montfort ain frölin von Bitsch vermehelt; dasselbig fürten etlich von der fründtschaft herauf in das land zue Schwaben zu irem[1] herr und gemahel. Füegt sich aber, das sie mit dem frawenzimmer durch das landt zu Würtenberg raisen

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mußten und graf Hainrich von Würtenberg, der nit lang darvor sein canonicat zu Straßburg verlasen, zu inen kam. Es schos im der düppel ins hirn und vergafft sich dermaßen ab dem frölin Bütsch[2], das er kurzum die haben wollt, auch damit denen anwesen von der fründtschaft angst und not

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macht, wie sie desselben sich mit glimpf entledigen mögten,


  1. irem] hs. irer.
  2. Bütsch] hs. Zütsch.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 577. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_577.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)