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Man erhielt im etlich junger grafen, herren und vom adel, die mit im studieren sollten. Das warn namlichen graf Ulrich von Helfenstain, graf Carl von Öttingen, herr Jörg von Haideck, Leonhart marschalk von Bappenhaim, Ulrich

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marschalk von Hochenriechen, Wolf von Rechberg, Conradt von Rechperg, Wolf von Sperberseck, Hanns von Wernow, Hanns Marx von Bubenhofen und Albrecht Haller, der war von Tübingen bürtig, war iren aller famulus. Sie hetten ein preceptorem, hieß magister Adam N.[1], war ain priester

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und gleichwol ein fromer man, aber ain grobs helzle. Zu denen kam herr Wilhalm Wernher auch, alda er auch etliche jar verharret, biß er zu denen jaren kam, das er den hochen schulen nachgeschickt wardt. Hiezwischen wardt das landt Würtemberg durch landthofmeister und räth

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regiert. Der landthofmeister dozumal war herr Hanns Caspar von Bubenhofen, ritter. Von dem sagt man, das er sein herren nit wol erzogen, wie sich dann hernach wol beschaint hat. Er hat ainer rauchen, grimen disciplina gewonet, so doch ain sollichs ernstlichs ingenium vil mer ad

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humanitatem und ad leniores affectus sollte gezogen sein worden. Sein präceptor, so hernach zu Stutgarten mit gaistlichen beneficiis versehen worden, hat sich ainer ungewonlichen zucht oder straff gegen seinen discipeln beflissen, dann so ainer zu zeiten, es sei in der lehr oder moribus, was

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verschult, hat er im ain krum, ungeformts holz, so der essel genennt worden, angehenkt, welches er nit allain in irem gemach oder lernstuben, sonder auch in der türnitz oder hofstuben vor iederman antragen, welches sovil dester schimpflicher, seitmals das der jung herzog selbs vor seinen

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vasallen und lehenleuten, auch aignen dienern, dergleichen seiner räth, auch des landthofmaisters selbs dorheit und groben unverstandt dermaßen hat beweisen und vor iederman anzeigen müeßen, welches dann mermals von treffenlichen leuten beredt und undersagt [602] worden. Bemelter

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herzog, als er erwachsen, ist er iren keinem der verächtlichen zucht nie dankbar oder hold worden; er hat auch hernach dem preceptori, so von den räthen mit gaistlichen beneficiis versehen worden, ansagen lassen, das er im under augen nit kom oder sich nichs guets gegen im, auch keiner

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gnad versehen solle. Sonst hat er weiter nichs gegen im


  1. magister Adam N.] er hieß Hamer (Figuli); s. Heyd, Ulrich I, 89.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 574. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_574.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)