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es mittag, sprücht der Buel: »Herr, das kan ich euch wol sagen; secht ir das ketzlin vorm fenster? so baldt das zum fenster einschlupft, so ists gewiss mittag, so gibt man ime zu essen.« Derselbig Buel hat zwen sön verlassen, der ain,

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Hanns Buel, wardt ain maier zu Rordorf, der ander, Ulrich, wardt ain maier zu Guetenstain. Dieser Ulrich, von dem hieoben auch gesagt, het uf ain zeit ain freffl begangen, der war von den vögten und amptleuten übers jar unangefochten oder gerechtfertiget bliben. Begab sich, das er anno

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1523 in der fassnacht mit andern maiern zu herr Gotfriden Wernhern geen Falkenstain gieng, dann herr Gotfridt Wernher ine sonderlichen seins abenteurlichen geschrais halben und das er ganz kurzweilig ware, wol umb sich leiden megte. Damit er nun den pauren ufbrechte, sprücht er zu im:

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»Buel, du bist mir noch ain freffel schuldig, du solst mich zufriden stellen!« Do fieng der paur an sich zu verantwurten, mit aim sollichen geschrai und lauten geprecht, das iederman sein lachete. Also redten die umbstender zu der sach, und wardt des freffels halb gethedingt [598] und ain

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sollichs mitel getroffen, das der Dürr herr Gottfriden Wernhern für solchen frefel zu abtrag drei waidtschrai sollt thuen, und das sollte aber fürnemlich zu Mösskirch beschehen, wann er dessen von der obrigkait ermanet oder gehaißen würde. Sollichs nam der Dürr an. Begab sich in kürze

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darnach, das ain groß capitel nach ostern zu Mösskirch von dechan und den capitularn gehalten warde, darzu dann herr Gotfridt Wernher sampt etlichen vernachpurten vom adel geladen. Wie nun das morgenessen ein ort, beschache in Bastion Heckers haus, am Markt gelegen, so ersicht herr

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Gotfridt Wernher ohne alle geferdt den Dürren oder den alten Buelen von Guetenstain, der war uf den wochenmarkt in die statt kommen. Damit er nun den edelleuten und andern etwas kurzweil machte, beschickt er den Dürren, ermanet in der tedigung und abtrag des freffels, zu

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Falkenstain beschehen, mit beger, die versprochne waidtschrai zu thuon. Das bewilliget der Dürr, aber mit aim sollichen lauten und hellen geschrai, das sie alle fro waren, das er ußer der stuben kam. Uf dem Mark thet er zwen waidschrai mit sollicher zierlichkait, das ußer etlichen gassen ain

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zulaufen wardt, als ob ain osterspil sollt gehalten werden. Herr Gottfridt Wernher empott im bei aim diener, er sollte den dritten waidschrai auch thon, sprücht der Dürr mit aim


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 567. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_567.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)