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den. Es ist dahin kommen, das er seiner aignen sprach entwönet und vergessen. So hat er auch das Deutsch, wiewol er ganz jung in deutsche landt kommen, nit recht lernen künden, und wiewol er also mit vil frembden nationen,

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als Spanier, Franzosen, Walhen und andern sein notturft reden, so hat er doch kain sprach recht geredt, sonder das er blösig hat megen verstanden werden. So baldt er ins Deutschland kommen, ist er zu Sigmaringen erzogen. In hat graf Christof von Werdenberg vilmals zu seinen schwegern

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geen Mantuam geschickt; was im also bevolchen, das hat er ganz getrewlichen und mit großem ernst verricht. Es haben nach absterben graf Hannsen von Werdenberg seine baidt brüeder, graf Felix und graf Christof, ine ir Iebenlang bei sich zu hof gehapt. Was wunderbarlicher, seltzamer

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handlungen, die zeit er bei inen gewest, er überstanden und zu glücklicher endtschaft gepracht, darvon were wol vil zu schreiben, insonderhait als in graf Felix uf ain zeit ußer Italia geen Sigmaringen mit etlichen geladnen mauleseln und anderm geschickt, hat Martin Spanier spennitor sein

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sollen und alle ußgaben verrechnen. Als er nun alles glücklich und wol geen Sigmaringen verfertiget und von seinem herren zu der rechnung gehalten, hat er geantwurt, er hab die rechnung uf die schwertschaiden geschriben, und damit hat er die schaiden besehen und gesagt: »Botz unden! es

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ist alles wider ußgangen.« Und wiewol graf Felix derhalben nit gesettigt und weiter nachgefragt, hat er gesprochen, wie er wissen künde, wo esel ider nachhin gezürkt. Wiewol nun mit graf Felixen nit guet zu schimpfen, iedoch, dieweil bemelter Martin ein herzhafter mentsch und mit dem er ain

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mehrers het versehen künden, hat es graf Felix ein guete sach sein lassen. In seiner jugendt hat im uf ain zeit graf Christof von Werdenberg bevolchen, uf den sigmaringischen forst zu geen und, ob wilpretschützen verhanden, die neben und

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mit andern zu vertreiben. Also ist er hinauß gangen, und wie er kommen, genannt uf den Hennenbühel, hat er ain schützen funden, der hat sein büchsen neben im ligen gehapt und geschlaffen. Also hat ine Martin Spanier geweckt, und in dem, als der selb im schrecken ufgewest, nach seiner

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büchsen griffen, ist im Martin zu geschwindt gewest, hat die büchs [597] erwüscht und in damit erschossen. Darab gleichwol graf Christof nit vil gefallens gehapt, aber es ist


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 565. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_565.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)