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darvon ainest kaiser Ferdinandi vicecanzler, doctor Jacob Johanns, war von Götzes[1] bürtig, ligt im Veldkürcher oder Pludenzer ampt, von seinen landsleuten pflag schimpfweis zu reden: »Das wetter ist haiß und das madle faiß.« Zu

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zeiten aber gerat es den jungen dirnen auch, das inen ain gauch uf den kloben sitzt, wie sich das gleichfahls zu Offenburg hat beschaint, da ain gute dochter auch ain sollichen quidam umb die ee ansprach, als er sich aber verantwurt und vil ußzug sucht[2], wie dann sollicher gesellen geprauch,

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do wollt sie iren procurator, der sie was zu lies sein bedauchte, lenger nit reden lassen, sonder mit ainer besondern gratia fur sie herfür und sprach offenlich zu irer widerpart: »Ja, du waist wol, was du gesagt hast, wie du das fesslin anstachest.« Dise red bewegt menigclichen zu ainem

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gelechter, und erhielt auch ir ansprach. * * [1521] Diser Martin Spindler richt ain großen lerman an in dem nechsten jar nach dem großen sterbendt zu Messkirch bei seiner nachpurin, hieß Ursula Fuchsin, war von Siplingen und hett den Thoman Rietmüllern, war etwan

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burgermaister zu Messkürch gewest. Zu demselbigeu kam ainsmals ain pulvermacher und schütz, war seßhaft zu Neidingen im derfle an der Tonaw, hieß Melcher . . ., het hievor vil haimwesens bei ime gesucht und bracht aber ain hundt mit sich, der legt sich uf der frawen bett in ir

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schlaffkammer. Es [war][3] auch dozumal ir hauswürt ußerm haus gangen, so war der Melcher auch wider hinweg, do kund die fraw den hund nit ab dem bett bringen; da sie schon ain gewalt an inne legen, do fieng er doch an zu murren und kunt nirgends mit ime naher kommen. Also hollet sie

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irer nachpurn ein, disen alten Martin Spindler, der nam ain stecken und jägt den hund hinweg, sprechend: »Wann es ist ain zeichen, das dises hunds maister auch an disem bett ist gelegen.« Wie das weib dise red erhert, do ward sie so zornig, das sie gar nahe an den guten man gefallen were


  1. Götzes] d. i. Götzis. Jacob Johanns ist der von Weizenegger-Merkle, Vorarlberg I, 72 ff, genannte Jonas v. Buech, der in diensten Kaiser Karls V stand; über ihn s. noch Schnurrer, Biographische und litterarische Notizen von ehemaligen Lehrern der hebräischen Litteratur in Tübingen s. 71—87, und Bergmann, Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates II. In dieser chronik wird er noch öfters genannt, s. register unter Jonas.
  2. sucht] hs. such.
  3. war] ergänzt, vom abschreiber übersehen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 557. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_557.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)