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verhelfen wellen und das Marthale Kisslinge uf ein zeit zu sich [591] in s. Martins kirchen beschaiden, den pact und allen beschaidt mit ir zu machen, wo sie iren[1] liebhaber, den pfaffen, künde antreffen. Aber sie warden auch

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verspehet, und ir haimlich gesprech in ander weg ußgelegt, derhalben das pfefflin von der obrigkait fengclich einzogen, wardt geen Costanz geschickt. Daselbs, als es in examine rigoroso, und seine leichtfertigkaiten genugsamlichen erkundiget, wardt es vorm gaistlichen richter mit aim linden

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fuchsschwanz erstrichen und des bistthumbs Costanz verwissen. Umb die zeit war ain burger zu Mösskirch, genannt Marte Schwarzach, genannt Spindler, der het drei söne. Der ain, genannt herr Hanns, war in seiner jugent ain

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student zu Tibingen, volgends von der leer kam er wider heim, und in bedacht, das er zimlich und wol, nachdem derzeit alle rechte studia erst in ain, gleichwol verdunkleten, anfang kommen, studiert, verlihe im gleich herr Gottfridt Wernher s. Cathrinen caplonei uf s. Martins gestift, da er die überige

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zeit seins lebens biß in das jar 1564 bliben ist und sich also gehalten, das er groß lob erlangt, auch ain sollichen wandel gefüert, das er wenig ergernus gegeben. Seine brüeder und verwandten hat er alle ad nutum sein lebenlang regiert, die ine auch alle entsessen und gefolgig

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gewesen. Der ander son des alten Spindlers, Petter, ist ein beck seins handtwerks und nachgends vil jar burgermaister zu Mösskirch gewesen. Von im sagt man, das in wenig jaren, nachdem er verheirat, er ain hüpsche, junge magt gehapt, die hat im sein hausfraw, war des alten Brugkers

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dochter, Agata genannt, zugeben oder zugeordnet, ime, Pettern, des morgens, so er bachen und in der werkstat sein sollen, zu verhelfen. Hiezwischen war die fraw so faul, wolt des morgens nit ufsteen, sonder blib im pett also faulenzen. Begab sich anno 1529 uf ain hailigen carfreitag,

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das bemelter Petter abermals bachen solt; er wackt das weib uf, aber er kont sie ußer dem bett nit bringen, also half im die magt, wie vormals mehr beschehen. Ich waiß aber nit, was der maister mit der magt, die desselbigen morgens früe ufgestanden, noch halber schlief und halber

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angethon oder bedeckt war, für ain schimpf und gugelfur


  1. iren] hs, irem.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 555. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_555.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)