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gehalten haben. Dieselbigen kamen dem pfaffen under dem umbhang des altars nun vil zu früe in die kirchen, dann der pfaff und die Martha, das medlin, waren von inen verspehet und ergriffen. Do kunt der pfaff wol gedenken,

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waverr er ergriffen sollt werden, was im hernach volgen, derhalben, wie man mainet, das er gewarnet worden, auch von des medlins freundtschaft niergends sicher, die in derhalben nit ufsetzen wolten, und das er sich vor der herrschaft besorgt, do macht er sich darvon. So wolt im auch herr

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Gotfridt Wernher, der sampt ainer ganzen gemaindt ein groß misfallen ab der sach het, weiter nit nachstellen, und gieng im also sein bubenstuck hin, das er kein straf, die er wol verdient het, darumb empfieng. [590] Aber das guet Martele wardt ergriffen und der obrigkait überantwurt; das

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wardt der statt ewigclichen verwisen und mueste den lasterstain darzu tragen, welche straff domals ain anfang nam zu Mösskirch, dann vormals kein solcher stain alda im brauch gewesen, der hoffnung, es seien hievor so fromme leut zu Mösskirch gewesen. Sie kam gleich darnach zu irem erbarn

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priester, herr Hannsen Noppen, der sie zu fahl het gepracht, mit dem zog sie von ainer pfrundt zu der andern, biß er letzstlichen geen Hechingen kommen, da ist er lange zeit hernach pfarrer gewesen. Er ist noch in der grafschaft Zollern. Also ist der lasterstain[1] domals zu ainer straf den

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gailen weibern zu Mösskirch in prauch kommen. Hernach über neunzehen jar, nemlich anno 1546, mueste auch aine zu Mösskirch disen lasterstain für die statt hinauß tragen; die ward gleichfals der statt verwisen. Das trueg sich zu der gestalt. Es war ain burger zu Mösskirch, genannt

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Hanns Glatis, des alten Conradten Glatissen son ...[2], das es unleidenlich, ergerlich und der obrigkait lenger zu gedulden und zu übersehen etwas schimpflich und verweislich sein wolt, dann sie warden mehrmals vor der statt in welden, in früchten, auch sonst in andern winkeln argwönisch

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und büebisch ergriffen. Ir man sahe ein weil durch die finger, so lang, das im von seinen nachpurn und andern so hoch darumb zugeredt wardt, das er auch darzu thuon und


  1. lasterstain] diese stelle über die sitte des lastereintragens ist abgedruckt im Anzeiger des germanischen Museums 1866, s. 63 ff., wo weitere hinweisungen darüber; s. auch Liebrecht, Zur Volkskunde s. 513, und Du Cange, Glossarium, unter lapis.
  2. ... ] mangelhafte stelle, indem der abschreiber der chronik aus versehen wohl mehrere linien ausließ.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 553. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_553.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)