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geschickt, pulver für ain gemaine stat Fridingen einzukaufen; der seie zu dem schulthaisen zu Rotweil kommen und im seiner herren bevelch des pulvers halb fürgehalten; dieweil aber der schulthaiß nit anders vermaint, es werde etlich

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zentner belangen, hat er ohne vorwissen ains raths sovil nit bewilligen wollen, derhalben bei den gehaimen räthen uf 4 centner erlangt, so man denen von Fridingen uf das mal ußer gueter nachpurschaft verfolgen well lassen. Wie er nun dem burgermaister von Fridingen seiner herren

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bewilligen fürgehalten, hat der burgermaister nit mehr, dann 6 pfund, begert. Das haben die von Fridingen vil jar hören müeßen, und ist iren genug darob gespott worden, wie ungern sie doch darvon hören sagen. In kürze nachdem obgehörte grefin, fraw Margreth, mit

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todt vergangen und an das ort, aldo iezundt der fronaltar zu S. Martin im chor stat, begraben worden, [ist][1] ein vergebenlicher altar, wie ein disch von holz und vier pfosten, aldo ufgericht, mit dücher umbhenkt worden, und obwol der chor nit under das tach gefiert, sonder allain mit brittern

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überschossen, iedoch wardt mehrmals uf solchem hülzin altar mess gehalten. Begab sich noch desselbigen jars, zu eingang winters, das ain junger priester zu Mösskirch, war ain helfer, genannt herr Hanns Nopp, von Gamertingen bürtig, in kuntschaft kam mit ainem gar hipschen medlin

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zu Mösskirch, hieß Martha Kislingin, war sonst von Bietingen, aber dienet bei irem vetter, Leonhart Kissling. Es kam die sach so weit, das sie ainandern verzilten und namlichen in die ungebawene und noch halb ufgefüerte s. Martins pfarrkirchen, fürnemlich under den fronaltar, mit düechern, wie

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oblaut, verhenkt, darunder schlupften sie zusamen, geschach am morgens gegen tag. Nun het aber der messner derzeit, genannt Jacob Weberle, zwo gewachsne döchtern, die ain Maulaffra, die ander wardt hernach eim von Rinkenbach, genannt der Schneckiskes, zu tail; dieselbigen schickt ir

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alter vatter, der messner, ohne geferdt desselbigen morgens früe in die kirchen, zu der ampel im chor acht[2] zu haben. Die hetten villeucht auch sonst mehr ufmerkens uf die sach, dann, wie man sagt, hetten sie baide lieber die Martham bei jungen pfaffen versehen; das hat sich hernach an inen

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baiden schwestern wol beschaint, wie leuchtfertig sie sich


  1. ist] ergänzt.
  2. acht] hs. zu acht.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 552. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_552.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)