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Grünenstain[1] gewesen. Derselbig ist solcher haimlichkait ohne alle gefar innen und gewahr worden; dann als in denen vergangnen kriegen und durchzügen derselbig prelat das haitum und was er guets gehapt, mehrmals flöhnen müeßen,

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do ist dieselbig monstranz in dem vilfeltigen hin- und widerfüeren und einpacken ohne geferdt also zerbrochen und zergengt worden, das man notturft halben darüber geen und die ein goldtschmidt wider hat müeßen machen lassen. Da ist diser prelat des unfals oder plagen seiner vorfaren in

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sollichem fahl eingedenk gewest und mit großen sorgen die zerprochen monstranz geöffnet, mit angezünten kerzen und großer andacht. Do hat man anders nichs darin befonden, dann ain kleins, zusamengelegts, silberins gaisele von wunderschöner und subtiler arbait. Das hat der apt,

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nachdem die monstranz zugericht, widerumb darein vermachen lassen. Gott [1354] waist, wo das gaißele herkompt oder was es bedeuten soll. Der allmechtig ist in seinen werken wunderbarlich; wann er will, so ist seins gefallens, was er will, verborgen; wann er will, kan ers durch seltzame

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mitel öffnen. Zu Rotweil hat es noch bei unsern zeiten ein kleine laden, die ist zum bösten vermacht, ist hünder ainer statt bei iren briefen und anderm, das sie haben; die hat von alter her auch niemands sollen öfnen. Aber bei wenig

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jaren hat ain rat daselbs drei man ußer inen darzu verordnet, die solche laden sollen ufthuen und, was darin sei, besichtigen, nachgends die gleich widerumb, wie hievor, vermachen. Dieselbigen verordneten haben auch ain leiblichen aidt schweren müeßen, das sie ir lebenlang, was sie in der

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laden finden, verschwigen halten wellen. Das ist alles beschehen. Sie haben die laden geöffnet und wider zuthon und vermacht, also waist niemands, dann sie drei, was darin behalten wurt. Das dörfen sie auch nit sagen, und ist eben, als vor. Gleichwol vil vermainen, es seien nur brief,

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die vor vil jaren hünder ein gemaine statt seien erlegt worden, und villeucht alsbaldt zimbrische brief, als von andern, aber es ist diser zeit noch unbewist und verborgen. *

Es ist zu wissen, das im nechsten jar nach dem paurenkrieg, nemlich anno 1526, baide gebrüeder, herr Johanns


  1. Grünenstain] s. Haggenmüller, Geschichte der Stadt und der gefürsteten Grafschaft Kempten II, 10 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 542. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_542.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)