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überlifferts[1] zur begrepnis [dem][2] closter. Demselbigen diener mußten dann die münch ain herrenpfrundt geben und inne sein lebenlang ehrlichen erhalten. Zu solchem nammen gemainlich die tumheren ain alten, getrewen diener, der lang

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gedient und ain sollichs umb das gestift hat verdient. Wer obgenannter bischof Sigfrid[3] gewest von geschlecht, ist in vergess kommen. * [1299] Es megen die pauren zu Walwis das »weberpu« ebensowenig leiden oder verguet haben, als die pauren zu

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Borsum im stift Hildeshaim vom »weihen«; dann der inen darvon meldung thuet, der mach sich kurz ußerm staub, will er anders nit frembde hendt im haar haben, und das hat die ursach. Die selbigen pauren zu Porsum hetten ain lone geordnet allen denen, so inen die weihen und andere

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raubfögel uffiengen, die inen großen schaden thetten. Füegt sich, das ain paur ain forder großen weihen fieng; den schickten die pauren gemainlich irem bischof geen Stewrwaldt für ain present, vermainten, es were ain habbich. Wie nun der paur mit dem weihen ins schloß kam, wolt

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er nun selbs für den bischof. Das ließ man zu. Also kam er in sall und setzt den korb nider, und ohne ainiche reverenz sprücht er: »Gnediger herr, die menne von Borsum scenken Ewer Gnaden diesen habacuc und ick ock.« Der bischof lacht und iederman. Also hieß der bischof den

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korb ufthon, und wolt iederman den habacuc sehen. Wie man aber nit guet sorg het, scheucht der weihe und wischt eins mals ußerm korb, floch etliche mal im sal umbher; letzstlich aber traf er ain fenster an, das gar schön geschmelzt war, und floch mit ainer großen ungestüm

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dardurch und thet wol schaden. Der bischof war übel zufriden, vermaint, es hettens im die pauren zu ainer buberei thon, war im mehr umb den spott, dann den schaden, zu thuon, sprach zum pauren: »Segge den mennen to Borsum, se scellen me twe sceppel roggen geven für den schaden

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unde du ock,« damit ließ er den dollen cujon hinhawen. Es werden die pauren von Borsum noch immerdar mit diesem weihen geplagt. Sie haben sich lang der zweier scheffel roggen geweret, ehe sie die geben haben dem bischof. Es hat ain dorf im landt zu Bayrn, nit weit vom


  1. überlifferts] hs. überliffends.
  2. dem] fehlt in der hs.
  3. Sigfrid] Sigfrid von Quefurt 1147—1150. WS: Querfurt in der Vorlage handschriftlich gestrichen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 531. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_531.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)