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vil mere ain plag oder straf Gottes über reich und arm, edel und unedel, dann ain krieg hat solten gehaißen werden. Der anfang sollichs kriegs hat under den grafen von Lupfen in der herrschaft Stüelingen sich erhept und auch hernach

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daselbst geendet. Solchs hat sich der alt graf Sigmundt so hoch belaidiget angenommen, das er dessen vor lauterm kommer und traurigkait hernach gestorben. Man sagt, seine, des grafen, amptleut haben die pauren gleichwol scharpf und grim genug regiert, und haben schneckenheusle in fron

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lesen müesen, durch solcher cleinfüeger ursach willen ein unseglichs würgen und brennen durch ganz Germanien sich erhept. * [1359] Von disen Stüelinger pauren, die also den paurenkrieg angefangen, hat man ain besonders liedt

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gemacht, darin die selbigen der pauren und aufrüerer glimpf nit vergessen, soll nit underlassen, etwas von dem zu vermelden, und lauten dessen gesatz im thon »Bona dies, mein schwarzer münch« also:

Die pauren zogen wider haim, sie wolten sich baß besinnen,
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Da muesten sie erdbern und die morachen gewinen.
Sie zogen wider heim und waren nit lang außgewesen,
Da muesten sie auch schneckenheusle lesen.
[1360] Sie megten sein nit geniesen,
Sonder muesten geen in die kriesen.
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Die herren samleten sich und hueben an zu dagen,
Do sprachen die pauren: »Wir wendt den herren zwagen.«
Die herren zogen wider heim, inen fieng an zu grausen.
Do sprachen die pauren: »Den herrn wellen wir lausen.«
Sie kamen zusamen und fiengen an zu schiesen,
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Dess wardt die herren ser übel verdriesen[1].

Es waren die pauren zu Walwis im Hegew sonderlichen in diser beurischen ufrur verwicklet. Die machten ein kreiden domals under inen, das sie under ainandern schrien »weberpu« und vil mutwillens triben. Aber nachdem die

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ufrur gestillt, ward es inen wol widergolten, darumb megen sie das »weberpu« nochmals nit vertragen, und da ainer mit solchen geschrai under sie käme, der würde von inen nach vortel abgeschmirbt. * Danzumal ist herr Gotfridt Wernher mit seiner gemahl,

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auch aller haushaltung zu Mösskirch gewest, als er aber


  1. verdriesen] s. Zimmermann, Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges II, 28, anm. 2; andere lieder s. bei Liliencron, Volkslieder III, 440—516.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 523. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_523.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)