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ganz laidig bei den aller erfarnesten augenarzeten vil rath gepflegen und erwande nichs an dem costen. Aber es war alles vergebens, zu spat und versaumpt; dann wiewol von den aller geschicktesten vil versucht und angewendt, so

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blib doch der schein von dem hochliecht nit, sonder gieng mit der zeit auch hin, also das letzstlich die virtus visiva gar verderbt und erstarb, auch das fröle ganz plindt bliben ist. Derhalben herr Gotfridt Wernher bei seinen gebrüedern, auch andern seinen herren und freunden sovil an rath

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erfunden, das er gedachte, sein dochter, als die zu der welt mangel halben ires gesichts[1] nit daugenlich, in ain closter thuon und daselbsten ir lebenlang mit aller gepürlichen notturft versehen sollte. In solches mittel oder fürsehung des frölins wolt die guet alt fraw, die grefin, nit bewilligen,

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sonder hielte die sach uf biß nach irem absterben, so beschach uf Bartholomei anno 1528. Aber nach irem todt do wardt das frölin anno 1529 geen Inzkoffen gethon, mit seim gueten willen und begeren, das sie das clösterlich wesen, orden, gewonhaiten und manieren leren solte und die sach

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versuchen, wie man dann solchs jar sonst annum probationis, das versuchjar nempt. Ir fraw muetter, die grefin von Hennenberg, fürt sie selbs domals dahin. Nach außgang des versuchjars und das dem frölin der orden und anders im closter gefiele, welches dann wol sein megte, in bedacht

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das sie ain guete gespillschaft, dann ain grefin [573] von Werdenberg, genannt Ursla, und dann ain freiin von Limpurg, Anna, im closter waren, do gaben erst ir herr vatter und fraw muetter iren willen gar darein. Man überkam mit der pröbstin, priorin und dem ganzen convent desshalben

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de pretio. Also bewilligten sie, das frölin, gleichwol mit großer bit und vil ceremoni, auch sonderer underhandlung graf Christofs von Werdenbergs, ires castenvogts und schürmherrens, allain und umb Gottes willen in ir closter und gotzhaus anzunemen, iedoch wardt getedingt, das ir herr

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vatter ein tausendt guldin in minz dem closter darfür zustellen sollte, allain pro reparatione et conservatione aedificiorum et victus. Wiewol nun inen im closter solich hauptguet also par zugestellt wer worden, so haben sie doch darfür gebetten, und wurt inen noch heutigs tags verzinset.

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Hierauf wardt die nonnenhochzeit fürgenomen. Dahin kam


  1. gesichts] hs. geschichts.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 513. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_513.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)