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von seim vetter, dem alten Jacob Maienbron, erzogen und in der wundarznei underwissen. Hernach zog er dem handtwerk nach. Er kam geen Haidelberg an pfalzgraf Philipsen, des alten churfürsten, hof. Nach dem selbigen nam in

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kaiser Maximilians wundarzet, maister Ulrich Gassar von Lindaw, zu sich. Mit dem durchwandlet er dem hof nach das ganz Deutschlandt, die Niderlandt, Hollant und Engellandt. Nach absterben seins maisters kam er wider herauf in hoche deutsche landt, enthielt sich also unverheirat zu

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Ravenspurg, das der zeit für ain fürneme statt im reich geachtet wardt. Er kam, wie dann vilmals den jungen gesellen beschicht, hünder ain reiche burgerin daselbst, ir man was ain reicher burger, hieß Hanns Beutler, seines handtwerks ain beck, wiewol er das handtwerk nit mehr trib.

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Bemelter Jacob het durch hilf ainer magt sein ufritt im selbigen haus bei den zwai jaren oder darob. Uf ain zeit, namlichen uf s. Ulrichs tag[1], als ain groß fest zu Weingarten und daselbs ain großer zulauf vom gemainen man, kam neben andern Hanns Beutler auch dahin. Hiezwischen thette

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sich der Maienbron haimlich ins haus zu der frawen. Mitler weil, als der Hanns Beutler zu Weingarten, ward er von seiner nachpeurin einer in vertrawen gewarnet, was er alda schaffete, er sollte billicher zu seinem haus sehen und in selbigem wol durchsuchen, er würde ain gast finden.

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Hiemit ward der Beutler bewegt, der gleichwol vorhin ain argkwon, saß eilends wider uf sein ross und kam unversehens ins haus. Der Maienbron hört gleichwol ein getümel und wardt im grausen. Das weib standt eilends uf und darvon, aber Maienbron wardt vom Beutler, der etlich seiner

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verwandten darzu berüeft, in der cammer mit werhafter handt überfallen, die thür zerstoßen und geöffnet. Also kamen sie beide mit ainandern zu fechten, und wiewol der Beutler in allweg den vorteil, als gegen aim, der bloß in eim hembdte vor im stande, iedoch mueste der Beutler weichen,

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und hawe in der Jacob Maienbron gewaltigclichen zu der thür hinauß und die stiegen hinab. Wiewol er im nun willens nachzufolgen, als er aber das geschrai und die vile seiner feindt und widerwertigen unden im haus vername, [nam][2] er die flucht oben ins haus, da thett er in aller höche

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zu aim kornzug hinauß in ain ander haus, dargegen über


  1. tag] hs. tags.
  2. nam] wurde ergänzt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 509. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_509.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)