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nit ferr bei Wildenstain, beschaiden. Die sein nun uf die bestimpten zeit erschinen, bald hernach ist Wolf Sigmundt uf aim esel auch komen. Der hat ain fleschen mit wein und ain gueten bratnen esch in ainem onser mitgepracht.

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Aber so baldt er die zwo dirnen ersehen, hat er den esel angepunden, auch das gescheft mit profiant am satel lassen hangen, und hat den Hujus und den Kefer weiter in waldt gefiert und alda sein gugelfuer triben. Interim ist ain taglöner, Jacob Schorer, ungeferdt zum esel kommen, der hat

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die profiant gefunden, darneben dem rauschen im waldt nachgeschlichen. Do hat er den Wolf Sigmunden zwischen den zwaien huren sehen ligen, iez von der uf dise, dann von diser uf die, und als er solcher abwechslung und abenteur ein guete weil zugesehen, ist er zum esel gangen, hat

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den onser mit der fleschen und dem pratfisch mit sich genomen und den nechsten geen Lübertingen gangen. Baldt darnach ist bemelter Wolf Sigmundt nach seiner vollendten handtierung [569] zum esel gangen, des willens, ain refection zu nemen. Also ward im das zusehen, dann er fandt

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sein onser nit, und ungeferdt ersicht er den Schorer mit dem sack aller nechst bei dem dorf. Also reut er eilends hernach, aber der Schorer entschlupft im, das er in nit erreiten megte. Er fragt im in dem dorf allenthalben nach, aber im wolt niemands den mit dem onser zaigen. Also

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nach lang und vilen trewworten und fluchen, wie sich die pauren anfiengen rottieren und zusamen laufen, muest Wolf Sigmundt mit seim esel wider abziehen, es wolt im niemands alda weder bratfisch noch wein wider geben, und het er lenger verharrt, sollten ime die pauren wol den

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hundtshabern außgedroschen und ine sauber und rain abgeschmirbt[1] haben. Er, Wolf Sigmundt, ist hernach zu großer armut kommen. Als er die güeter zu Fridingen schulden halb verkaufen müesen, hat im der alt Fatz von Enzberg ein behausung, haist der Klingel, ist ain badt nit

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fer von Mülhaim, eingeben, darin hat er gewonet, so lang, das herzog Ulrich das landt zu Würtemberg wider eingenomen. Dozumal hat sich der herzog über in erbarmet, hat im zu Maulpronnen im closter sein lebenlang ain pfrundt verschaft; aber er hat wenig jar im closter gelept, ist bald

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gestorben. Bei seinem leben ist er seines leichtfertigen wesens halben Wolf Sewmal genannt worden.


  1. abgeschmirbt] hs. abgeschimrbt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 507. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_507.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)