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und ir lebenlang raichen müeßen. Man hat seltzame ding gesagt, die dem epigramma Martialis . . . verglichen megen werden. Got waist aber die recht ursach. Den weibern soll nit allweg geglaubt werden, sonderlich so es ain

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partheische sach antrifft. Sie ist, nachdem sie pensioniert, in irem letzsten alter geen Mösskirch zogen, da hat sie haus gehalten und die überigen zeit irs lebens biß uf das jar 1564 alda in gueter ruw verschlißen und zupracht. Wie nun der sterbendt vergangen, begab sich, das die

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grefin von Hennenberg, herr Gotfridt Wernhers gemahl, an ainem schönen tag die bet zu Wildenstain ließe bestreichen, also lag die wissen vorm schloß mit bettern, leinlachen, tischtüecher und anderer leinwat an vil orten übersprait. Herr Johanns Wernher wolt bei seinem brueder zu

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Wildenstain zu morgen essen; wie er aber den rust vorm schloß erfuere, wust er inen kain größer schalkhait zu thon, sonder bei ainem unerkannten entpot er geen Wildenstain, es keme herr Dieterich Spet mit etlichen gueten herren und gesellen ufs morgenessen. Do ward ainsmals ain große unmuß, was

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vor dem schloß uf der wissen, das ließ man ligen, was aber im schloß, das muest ufgeraumbt werden. Herr Gottfridt Wernher war selbs ganz ernstlich in der sach. In dess ersicht er sein köchin alda, hieß Dorothea Gepsin, ein bett über den steg schlaifen und hilf begern. Er vermaint aber,

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sie könts allain wol tragen, darumb schrüe er sie an, sie sollts allain tragen, oder er welte sie mit dem bet in den graben hinab werfen. Die guet fraw erschrack ab der rede, nimbt das bet, das sie zuvor nit erschlaifen kunt, im schrecken uf den rugken und tregts ohne alle hündernus

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ins schloß. Es entkam ir die grefin, fragt sie, warumb sie das groß bet allain trüege. Sprücht sie: »Ach, gnedige fraw, ich mueß es nur allain tragen.« Wie sie noch in allem ufraumen und bemühet waren, so reut herr Johanns Wernher zum schloß und zaigt an, er seie herr Dieterich

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Spet. Also ließ man das überig ufraumen bleiben, und ward der unmuß und sonderlichen der Gepsin, das sie das bet im schrecken allain getragen, wol gelachet. Umb die zeit nach dem sterbendt hat Wolf Sigmundt vom Stain, der dozumal zu Fridingen an der Tonaw

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gewonet, zwo guet dirnen von Lübertingen, hieß die ain Kefer, die ander der Hujus, von denen auch hieoben meldung beschehen, zu sich in die Senge, also haist ain waldt


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 506. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_506.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)