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er dann sollichem nachkam und für seins herren bet gieng, so buckt oder naigt er sich ganz tief und behielt aber damit allwegen seinen großen huet uf, das er den nit [567] auch abzoge. Das gefiel herr Gottfridt Wernhern, der mocht

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dessen wol lachen. Er het dozumal ein jungs, hüpsch jaghündlin zu Wildenstain, das het er über die maßen lieb, wollt aber, das solch hündlin uf in allain wartet; es sollte im auch sonst niemands zu essen geben. Also must das guet hündlin vil darob vasten, dann es dorft im niemands

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zu essen geben, das ers erfure. So gab er im auch wenig, dann er wolt nit, das es faist und groß würde. Also begab es sich manchmal, das der guet hundt großen hungers halb allen wust und unsauberkait uffraß. Darab erzürnt sich dann herr Gotfridt Wernher, das er seim parbierer, Jacob

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Maienbron, ernstlich bevalch, den hundt mit ainer gerten zu streichen. Das thette dann derselbig, schlueg aber mit fleis neben den hundt, dem thett er nichs. So dann der hundt also jemerlichen schrüe, sprach herr Gotfridt Wernher: »Das ist recht, Jacob!« Darnach nam er dann das

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hündlin wider zu sich und liebets, das war wol gestraft worden umb sein unzucht. Sonst darft im den selben hundt niemands anrüeren, vil weniger lieben, das er das gesehen het, dann er sprach, man solte deren herren irer weiber und hundt müeßig geen, daher nachmals ain sprüchwort

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entstande von aim burger zu Mösskirch, hieß Hanns Henne, war ain großer spaifogel, der sagt, Alexander Pfefferlin, war dozumal ain diener zu Wildenstain, der wer dem bevelch nit nachkomen, dann er het den hundt geliebet, nachgends auch herr Gottfridt Wernhers beschließere geehlichet. Herr

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Gottfridt Wernher mueste die unnutzen spotfögel reden lassen, er kunts inen nit verbieten. * [1409] Diß schlahen des hunds gemanet mich vast an graf Philipsen von Eberstain bastarddochter, die ward von seiner, des grafen, fraw muetter, der grefin von Hanow,

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uferzogen, gleichwol so verwent und maisterlos, das sich dess zu verwundern. Manichmal, das sie das kündt, so die rueten wol verschuldt, straffen wolt, strich sie das mit ainer rueten, aber sie ließ die straich mit fleis neben ab geen und sagt zum kindt, es sollte schreien und sich übel geheben. Das

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macht wolgezogne, guete kinder, die man also mit dem fuchsvech[1]


  1. fuchsvech] hs. fuchshrechs. WS: das komplette Wort auf dieser Seite zusammengezogen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 504. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_504.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)