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mitgepracht. Uf solchem maulesel rit der Hanns Henne für des pfaffen haus, begert mit ime zu sprachen. Der pfaff kam und wolt wissen, was er begerte. Hanns Henne sprücht: »Herr, ich höre, ir seien ain gueter glaser, bit euch,

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ir wellen euch von meinetwegen sovil bemüehen und mir disen esel verglasen.« So baldt der ainfüer pfaff das erhört, erbrint er gleich in seim zorn, spricht »ja«, get aber gleich hinauf in sein conclave, erwischt ain schweinspieß, damit wolt er dem Hannsen Hennen die scheuben einsetzen.

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Derselbig aber besorgt, es würde sich weiter einreisen, derhalben gibt er die flucht mit Gremlichs essel. Der pfaff volgt mit dem sewspieß hernach. Henne reit vor im anhin, die ein gassen hinein, die ander hinauß. Noch verlasst in der pfaff nit. Dieweil aber menigclich zu Mengen den

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pfaffen und auch den alten Hennin kent, lacht man darzu und ließ sie iederman machen. Letzstlich, wie der Hanns Henne den faisten pfaffen genug umbher am sail gefiert, rit er allgemach der herbirg zu, und nachdem ime der pfaff nahe uf dem leder, also muest der esel laufen oder troten.

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Der pfaff trang in stall, aber der alt Hanns Zimmerman, ein feiner, erlicher würt und ain höflicher, schimpfiger man, der fieng den pfaffen under der thür uf, fragt die ursach des zorns oder was im doch beschehen. Also nach erkundigung der sach und der ursach wardt der pfaff von der

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ganzen gesellschaft zu gast geladen und zwischen ime und dem Henne wider ain bericht gemacht. Derselbig wardt nit mit wenig weins bestettiget. Herr Gotfridt Wernher von Zimbern ist an sollichem verkaufen nit beniegig gewest, es hat der spittel zu

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Mösskirch durch wolhausen und guete ordnung der alten herren neben andern güetern an äcker und wisen ein weingarten zu Süpplingen, genannt der Waffenthaller, bekommen, ist der bösten weingewechs ainer am Bodensee hiedißhalben gewest. Denselben garten oder weinwachs hat herr Gotfridt

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Wernher als oberpfleger des spittels ohne alle not oder erhebliche ursach umb ain gerings bemeltem Bilgerin von Hewdorf auch zu kaufen geben, und wiewol desselbigen sachen domaln so wol nit gestanden, das er den oder dergleichen keuf im selbs thuen künden, so hat er doch sein

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pfarrer zu Bietingen pensioniert und von dem rest der pfarr diesen köstlichen weinwachs dem pfaffen verkauft, darbei doch ain verstendiger billich solte gelernt haben und sich


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 492. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_492.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)