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clichem laidt beschehen, dann er ain holtsellig man, der mit niemandts zank oder unfriden hett. So versahe er sein pfarr, das sich dess niemands zu beschweren. Sein vatter ist auch der alten Mösskircher ainer gewesen und hieß auch

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Hainrich Leutfridt. Er wardt seiner gueten sprüch und lecherlichen schwenk halben lieb und werd gehalten. Einsmals ist er sampt etlichen gueten gesellen uf ain hochzeit geen Mengen geladen worden. Wie sie nun erschinen und des abents zu ir ankunft wol tractirt, hat man die

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Mösskircher ganz spat in ain cammer losirt, und in solcher weinfeuchte haben sie die nebengemach nit erfragt. Nachts hat sich der wein oder villeucht die fülle bei Hainrichen Leutfriden sonderlichen erzaigt, das er ufsteen müeßen. Wie er nun in der cammer hin und wider gangen, hat er die

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thür nit ufbringen künden, do ist im aber so not beschehen, das er ohne weitere erkundigung uf ain laden gesessen und der natur den lauf lassen müeßen. Dabei ist es domals bliben. Morgens früe ist er ufgestanden, do hat er befunden, das den abendt darfor etlich kelber sein abgenomen

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worden, die sein übernacht an raffen gehangen und ufgethon gewesen. Die sein von dieser mitnechtlichen abgutzlete inner- und auserhalb mehr, dann zuvil, übergossen worden. Dessen hat er sich so hoch geschempt[1], das er ohne lengers verziehen, ehe und zuvor andere gest zusamen

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kommen, in aller früe darvon zogen und, ander gespai oder das darauß ervolgen megen, zu vermeiden, lenger nit bleiben wellen. Uf bemelter hochzeit hat sich ain andere lecherliche historia begeben. Zu Mengen war ain alter pfaff, hieß der

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Kaisecker, der nam sich des glaswerks an und durch den deglichen brauch het er vil zulaufs vom gemainen man. Er war aber darneben ain solcher ain[56I]fierer und seltzamer man, dergleichen kaum dozumal seiner profession het megen gefunden werden. Dieweil aber solche manier

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bei menigclichem notari, war under andern Mösskirchern noch einer zu Mengen bliben, hieß Hanns Henne. Derselbig entlehnet von dem alten Hannsen Gremlichen, der auch uf der hochzeit erschinen, ein grosen maulesel, den het im seiner söne ainer, genannt Diepolt, war ain

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kriegsman, zu ainer sondern traut oder beutpfening ußer Italia


  1. geschempt] hs. geschmept.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 491. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_491.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)