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iezunder aber so lassen wir unsere bergheuser abgeen, bewonnen die nicht, sonder vilmehr befleißen wir uns in der ebne zu wonnen, damit wir nahe zum badt haben.« Was wurd aber diser ritter darzu gesagt oder auch ainich

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hoffnung zu ainer widerbringung unser altvordern zucht und tugent gehapt haben, da er iezundt bei unsern zeiten auch die hohen heuser in iren langen nachtbelzen und den hochen hüeten, wie Türken oder Moscowitter, hett gesehen wandlen? oder in den großen, langen lumpenhosen wie die monstra

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einher huedlen? * Dem obbemelten abt Hannsen von Pettershausen ist uf ain zeit ain wunderbarliche und der gedechtnus wol würdige handlung begegnet; dann als er in bemeltem closter Pettershausen, das domals in großem abgang, auch in merklichen

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schulden war, zu aim administrator warde geordnet, hat er dasselbig also regiert, das er mertails schulden bezalt und vil gebawen. In anfang aber seiner verwaltung hat er kleinen costen gehalten; so er was uf dem landt zu schaffen, hat er das mertails selbs gethon und ist allain geritten.

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Ainsmals ist er herpstzeiten zu Pettershausen allain ganz früe ufgewesen, der mainung, in das Hegow seinen gescheften nach zu reiten. Als er nun bei der nacht durch die welde kommen und bei dem dorf Espsingen über ain weierwur reiten war, als eben der tag anbrach, und vor dem

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angefallnen nebel nit wol sehen mögte, sicht er ain mentschen, als in bedauchte, neben im geen. Er war in seinen gedanken, wie er des closters nutz schaffen, die schulden bezallen, auch die zerfallnen und abgangnen gebew wider bössern welte, nam sich dessen, so neben im gieng, nichs

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an. Als sie nun baide schier zu dem mittentail des weierwurs kammen, do der weier am tiefesten, do ergriff der, so neben im gieng, dem ross den zaum, füert das mit gewalt biß uf das eußerst ort gegen dem weir, also das der abt, welcher dief in seinen gedanken, das nit warname, und wie

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es gleich an dem, das der gaist das ross, welches stutzte, überabwerfen, thette der allmechtige dem apt die gnadt, das er des trugs warname. Derhalben er überlaut schrie; »Hilf, Hergott! hilf herr s. Gebhart!« Es ward ime nit mehr, dann das er das ross in anfang des sinkens mocht blößig sovil

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herum pringen und erhalten, das er mit dem ross nit in weier hinab fiele. Der bös gaist verschwandt, aber Hanns ist desselbigen tags wol ermundert gewest, in haben die


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 482. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_482.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)