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der guet Barthle nit ferr vom hochen Creuz kam, do griffen sie in gleich unversehenlich an und ohne alle erbärmbde schluegen sie in zu todt. Sie plinderten in, liefen mit dem gelt darvon wider nach Guettenstain, den leib liesen sie im

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holz ligen. Noch desselbigen abents wardt der leib also todt und übel zerschlagen und zugericht von etlichen von Stetten zum Kaltenmarkt gefunden und erkennt. Die giengen eilends geen Gutenstain und berichten den ambtman, auch ander, wie sie den entleibten Bartlen gefunden. Dieweil es

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aber so spaat, ließ der ambtman die sach selbige nacht beruwen. Des andern tags in aller früe berueft der ambtman, Hugle genannt, die ganz gemaindt zu Guttenstain, denen hielt er das mordt für. Also giengen sie einhelligclichen, da sie den cörper noch fanden; den luden sie uf

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ain karren, fürten in geen Guttenstain, da wardt er begraben. Indess aber, wie der cörpel uf der walstatt also todt ufgeladen warde, wolten die zwen tödter, die auch zugegen und mit den andern von weniger argwons wegen erschinen, dem cörper nit genahen, namen sich an, sie welten

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dem abgestorbnen entleibten ein creuz machen. Das markt der amptman. Der bevalch und rueft aim ieden zu dem karch zu geen. Das beschach, sie giengen alle herzu. Als der Lude Seger herzu tritt, wiewol ungern, fieng der todt cörper an heftig zu schweißen[1]. Von stund an erhebt sich

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der argwon uf Ludin. Der ander, Paule, der sondert sich von den andern und thette sich ußer dem dorf. Also da der ain außdretten und der Lude sich so argwenig erzaigt, wardt der vorbemelt ambtman von Gutenstain verursacht, den Ludin fengklich anzunemen. Den schickt er geen

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Mösskirch, und so baldt er peinlich gefragt, bekannt er alle begangne mordt, insonderhait aber, wie er vor aim jar den vogt von Falkenstain, Bernharten, außer anstiften Ulrich Stübers auch erschossen. Also wardt mit im nit geeilet, sonder ain guete zeit noch fengclich enthalten. Hiezwischen


  1. schweißen] es ist hier auf das bahrrecht hingewiesen. Wenn der thäter unbekannt blieb, ließ man die verdächtigen an die Bahre treten und den leichnam berühren, im glauben, daß dieser bei annäherung des schuldigen zu bluten beginne. Ueber einen ähnlichen fall s. das register unter bahrrecht. VgL Birlinger, Aus Schwaben II, 469 ff.; Osenbrüggen, Studien zur deutschen und schweizerischen Rechtsgeschichte s. 327—332; Anzeiger des germanischen Museums 1868, sp. II; Adrian, Mittheilungen aus Handschriften s. 71: Aidt des Bargerichts.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 473. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_473.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)