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Aber das ich wider uf mein angefengte materia kom, nemlich uf Wolfen von Bubenhofen, so ist zu wissen, als im herr Gotfridt Wernher den kaufschilling umb Falkenstain und sein zugehörde also bar zugestellt, das dozumal

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bemelter Wolf von Bubenhofen im fürgenomen, mit solchem gelt etlich gülten wider abzulesen und grosen nutz zu schaffen. Aber do war kein glück, sonder es muest alles hindurch. Er hat uf ain zeit zu seiner vertrawtesten diener ainem gesagt, solch gelt hab in nit gar zwai jar geweret, seie gar

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zerstoben und im von seinen mögten und unnutzem gesinde abtragen worden. Also geet es zu: was sein vatter und eni mit finanzen bekommen, das hat nit kinden bleiben, sonder ist wie der schnee zerschmolzen, wie das sprüchwort[1] laut: »De male quesitis non gaudebit tertius heres.« Er ist

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letzstlich in großer armuet, als im sein brueder, herr Hanns Caspar, nit helfen kinden, oder er seim brueder, ellengclichen gestorben. Gott verzeihe im und uns, was wir dann umb in beschulden! Und dieweil Kreien-Hainstetten[2] von alters her allwegen

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und ihe zu dem schloß Falkenstain gehört, kan ich nit underlassen, was sich daselbs seltzams vor unsern zeiten zutragen [549] und ich erfaren künden, zu vermelden. Bei zeiten, als Wolf von Bubenhofen das schloß Falkenstain sampt obgehörter seiner zugehördt noch ingehabt, hat er

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ain pfarer daselbst gehapt, genannt herr Melcher Leichtenhendle, ist ain wunderbarlicher pfaff gewesen. Von dem sagen noch die alten, wie er uf ain zeit zu Hainstetten ain osterspill hab halten wollen und die historiam des palmtags, wie der herr Christus uf aim esel zu Jherusalem ingeritten,

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spilen, und namlich so hab er sein mesner uf ain mülleresel gesetzt, im ain langen rock angelegt; dem seien zwelf bauren nachgefolgt, wie die zwelf jünger; er aber, der pfaff, seie bei der kirchen mit den überigen bauren, auch jungen und alten gestanden, hab in mit dem gewonnlichen gesang

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entpfangen. Do hab ainer under dem haufen, der dem mesner sonst feindt gewesen, ain palmenast dem mesner uf ain aug geschossen, dardurch der mesner erzürnt, ab dem


  1. sprüchwort] s. Erasmus Roterodamus, Epitome adagiorum II [1583), 330; Binder, Novus thesaurus adagiorum latinorum s. 77, nr. 707.
  2. Kreien-Hainstetten] geburtsort Abrahams a Sancta Clara, s. Karajan, Abraham a Sancta Clara s. 2 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_469.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)