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und das hofgesündt als solchs gewar worden. Er hat sich wol damit leiden müeßen, wie dann in sollichem oder dergleichen fatzwerk der hofprauch.

Bemelter von Bubenhofen ist, als er erwachsen und zu

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seinen tagen kommen, ein solcher Teutscher worden, wie die Römer einest von den alten Deutschen geschriben »inexhaustae pubertatis,«[1] und ain solcher frawenman, als er zu seinen lebzeiten hat megen gefunden werden, darvon vil wunderbarlicher hendel und die der gedechtnus würdig, sich

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zu hüeten und in dergleichen weltsachen fürzusehen wissen, weren zu erzellen. Er hat in seiner jugent eim erlichen vom adel das weib gebulet. Uf ain zeit, als derselbig in seinen gescheften verreiten müeßen und nit zuversichtlich, das er in kürze widerumb zu land komen werde, als dann auch

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beschehen, hat sich diser Wolf uf die pan gemacht und bei der edlen frawen visitiert. Er ist etlich tag verborgenlich in dem schloß gewesen, und als er vermaint, die zeit zu sein, ist er daselbsten wider abgeschaiden. Doch hat er zuvor (nit mag man gründtlich wissen, user was ursach er

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das gethon) sein reimen in der frawenstuben mit aigner handt, wiewol ohne meldung seins namens, geschriben. In wenig tagen nach seinem abscheiden ist der junker wider kommen, und dieweil er was geargwonet, villeucht im das gesindt, wie es mitler weil ergangen, eröffnet, ist er im

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schloß darafter gangen und ohne geschicht hat er den reimen, so Wolf von Bubenhofen geschriben, in seiner hausfrawen stuben gefunden. Darab er ain große ungedult gefast, wiewol nit vil dergleichen gethon, ohne zweifel seiner kinder damit zu verschonen, damit denen hievon kain geschrai

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entstüende, sonder hat allain den reimen stilschwigendt in beisein der frawen ußgewischt. Die hat ab sollichem außwischen ein sollichen unwillen und verdruß empfangen, das sie hernach weder mit ime, dem junker, oder auch mit niemandts in der welt nimmer mehr geredt hat. Sie hat auch

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die überigen zeit ires lebens (dann sie etlich und nit wenig jar darnach gelept) nit gebeücht, nit zum sacrament gangen, wenig in die kirchen kommen, was man sie ge[545]fragt oder mit ir geredt, kain antwurt darüber geben, sonder stettigs stillgeschwigen. Sie het ain guete Cartheuserin

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geben. Villeucht hat sie ain demonium inutum bei sich


  1. inexhaustae pubertatis] s. oben I, 143, 31 nebst anmerkung.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 463. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_463.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)