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herzog het im zu sondern gnaden die landtvogtei über die grafschaft Montpelliart ingeben, es het aber gar ain andere mainung, ime[1] war der herzog so gehaß, iedoch haimlich, das er ine also verborgenlich sub specie honoris vom hof

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ablegierte; dann, als herzog Ulrich noch ganz jung, war herr Hanns Caspar landthofmaister im landt zu Würtemberg, der erzog den herzogen in seiner jugendt. Uf ain zeit soll er über den herzogen erzürnt sein und in ainer ungedult gesagt haben: »Du hast die Würtemberger art, wurst auch

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keinnutz werden und nimmer guts thuon, zugleich wie deine vorfarn.« Dieser reden hat ime der herzog hernach nie vergessen wellen. Ob er aber war gesagt, oder nit, das haben die hernachvolgende zeiten genugsamlichen zu erkennen geben. Aber mit solchem prachtieren ist er

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letzstlichen umb Hettingen und Gammertingen, auch alle seine güeter kommen. Er hat kein knecht mehr erhalten künden, sonder ist ußer erbärmbde herzog Ulrichs von Würtemberg, als er anno 1534 das landt zu Würtemberg widerumb eroberet, mit ainer münchspfrundt, damit er nit in eußerster

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armuet, in mangel und im ellendt sterben müeß, zu Bebenhausen versehen worden. Ist auch also in solchem wesen gestorben. Darvor, ehe und der herzog ins land kommen, hat er in groser armuet zu Rotenburg am Negker gewonet, daselbst er gar nahe deglichs zu markt gangen, ein körblin

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underm rock getragen und im selbs einkauft. Ist ain groß exempel mentschlichs glücks und unfalls und das ain ieder in seiner haushaltung wol für sich sehen sollte, damit er nit zu zeitlichem verderben sich ursachte. * [1319] Man sagt gemainlich, es kom kein unfahl allain,

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das beschaint sich bei herr Hanns Casparn. Der kam nit allain in solliches verderben, sonder auch der unfahl kam uf die kindt. Er het seiner döchtern aine einem namhaften ritter uß dem Bayrlandt, herr Caspar Winzern genannt, vermehelt, da wellt auch kein glück sein. Der dochterman kam

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in ungnad kaiser Caroli und dann herzog [1320] Wilhelms von Bayrn, darumb er landtreumig[2] wich, zum Türken, wie man sagt. Das weib gieng mit dem ainen fueß im bach und lief ein lange zeit im besenreis umbher; ist letzstlich in solchem unwesen gestorben. *

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Wiewol sein verthon dester münder zu schelten, dieweil


  1. ine] hs. ime.
  2. landtreumig] hs. landtreunig.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 454. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_454.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)