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der zeit geen Mösskirch kommen. Einsmals war er zu Mösskirch bei seinen gesellen, einer vollen rott, die stallen im nachts zum schlafftrunk das hailtumb außer dem wetschger und [540] thetten hew darein. Morgends prediget der pfaff

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und nach beschehner ermanung zum volk umb ain almuesen zeucht er das hew ußer dem wetzger, und wiewol er erschrack, iedoch erholt er sich wider, wolts verbössern und sprücht, es seie das hew, das unsers Hergots essel uf dem palmtag gessen hab[1]. Dess wardt ein groß gelechter in der

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kirchen. Es war ain gueter, voller lotter, und wie man noch von ime zu Mösskirch sagt, hat er wenig, dessen er mit dem almusen ersamlet, hinweg gefiert, sonder mertails alles mit seinen gesellen, ainer vollen rott, verschlempt, der weniger tail ist an den baw uf sant Bernharts perg verwent

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worden. So ist auch umb diese zeit ain drescher zu Mösskirch gewesen, genannt der Rauch-Claus, der ist, wie man sagt, ein wunderbarlicher und ungotzförchtiger mentsch gewest und so ganz atheos, also das nit zuversichtlich gewesen, das

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er vil glücks oder wolfart haben würde. Derselbig Claus ist uf ain zeit an aim feirtag nach mittag ins feldt gangen und hat sich in ainer wissen, genannt s. Cathrinen wisen, also in ainer vollen, dollen weis schlaffen gelegt, wie in dann vil leut daselbst also schlaffendt gefunden und bleiben lassen.

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Dieselbig nacht ist er verloren worden, das kein mentsch nihe hernach erfaren künden, wohin er kommen oder wie es im gangen. Man sagt, es haben in die bösen gaist hingefüert. Got helf im und allen christgleubigen, denen durch das fürbitt kan geholfen werden!


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In diesem capitel wurt gemeldt, wie herr Gotfridt Wernher freiherr zu Zimbern das schloss Falkenstain an der Tonow sampt etlichen dörfern und güetern von Wolfen von Buebenhoffen erkauft hat.

Wie hievor gehört, das die alten freiherren von Zimbern

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und die edelleut von Buebenhofen[2] in stetter unainigkait und


  1. gessen hab] Liebrecht, Germania XIV, 396, weist nach, daß diese erzählung eine novelle aus Boccaccios Decamerone VI, 10 ist; vgl. Kirchhof, Wendunmuth I, 2, 76. 77.
  2. Buebenhofen] über diese edelleute s. Barth, Hohenzollernsche Chronik s. 260; Zedlers Universal Lexicon IV, 1714.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_452.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)