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ainigen, noch ainandern gedulden. Es muest die arznei weichen, die spie er gerad wider außer in becher, so baldt er die getrunken het. Der apotekerknecht sprach: »Ach junkher, was soll das sein, das ir die arznei bei euch nit

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wirken wellen lassen? der herr doctor hats nit also geordnet.« Damit so macht er dem Gremlichen ain herz, der sauft den becher, wie er den voll gespieen, noch ain mal herauß, überbösert damit den wein und die arznei. In somma, wie sein regiment, also war auch ein bestandt umb

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ine. Got helf [538] ime! Und dieweil wir hieoben das ander erbawen der kirchen zu Ingelswis, auch den ufgang derselbigen walfart vermeldet, so kan ich des orts nit underlassen, zwei wunderzaichen zu vermelden, die zu Ingelwis beschehen, darbei doch die

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allmechtigkait Gottes und das fürbitt vilfeltigclichen erscheint. Das erst ist beschehen zu Reute, ist ain fleck, gehört in die herrschaft Mösskich. Daselbst ist ain mair seßhaft, der noch heutigs tags lept, genannt Schatten-Hensle, dem ist anno domini 1539 ein kindt in ain leimengruben gefallen

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und so lang darin gelegen, das es ertrunken, und wiewol kein hoffnung einiges lebens mehr bei im zu verhoffen gewest, iedoch haben vatter und muetter das kindt also todt und ohne alle emtpfindlichkait ußer der laimengrueben gezogen und außer einfalt, auch herzlichem, gueten vertrawen

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und hoffnung das mit einem lebendigen opfer zu unser lieben Frawen und sant Verenen geen Ingelswis verhaißen, auch darauf mit bekümmerten gemüet und großer andacht das kindt hinab geen Ingelswis tragen, und, das ungleublichen, so baldt das todt kündt von seinen eltern also uf den

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fronaltar gelegt worden, ist es wunderbarlichen wider lebendig worden, mit seim vatter und muetter gesundt wider heim gangen und hat noch etliche jar darnach gelept. So hat sich auch begeben, das anno domini 1553 ain kündt zu Ingelswis, bei sechs jaren alt, under ainem fenster gelegen;

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dieweil aber das fenster ein zufallenden laden gehapt, der dann herab unversehens gefallen, hat er dem kindt die kelen ersteckt und ist also erworgt ein guete weil under dem fenster hangen bliben. Als aber sein vatter, genannt Michel Groß, sampt seim weib wider vom feldt anhaimsch kommen

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und ir kindt also, wie gehört, befonden, sein sie dessen übel erschrocken, haben das kindt gleich genommen und in die kirchen daselbs uf den altar getragen, den allmech-


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 448. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_448.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)