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durch die gnad des allmechtigen, auch sonders fürbitt der hailigisten junkfrawen Maria und s. Verenen deglichs zu aller bösserung und wolfart befürdert werden ....[1]

* [1418] Man hat s. Verena bronnen, der sonst mit aim

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andern namen der Kaltbronnen genennt wurt, allweg für ain besonder gesundt wasser gehapt, und haben vor jaren die alten weiber, so erlampt gewest, etwa darin gebadet, mit dem glauben, das sie darvon gerad sollten werden. Nun war Engelschwis nit lang wider geuffnet gewest, das

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die walfart in ain gang kam, do ward herr Gottfrid Wernhers barbierer, hieß Jacob Maienbron, gen Sigmaringen beschickt, wie er dann zum oftermal zu den herrn von Werdenberg berueft ward. Underwegen, unfer von s. Verena bronnen, so enkompt im der werdenbergisch undervogt,

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genannt Grill, wolt gen Messkürch. Der spricht zum Maienbronn: »Ach Jacob, wann du wisstest, was ich, du würdest ain wunderseltzamen vogel in sant Verena bronnen finden,« mer wöllt er ime nit sagen. Als sie nun von ainander schieden, do stach den Maienbronn der fürwütz und hett

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gern gewisst, was oder wer bei dem bronnen. Wie er nun herzu kompt, so findt er ain heßlichs, alts weib, die saß nackend im rechten bronnen und badet mit zerstrobeltem har, [wie man][2] Erinnim pfligt zu beschreiben und zu malen. Darab het er ain solche beschwerd, seitmals vil erlicher leit

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darauß gewon waren passando zu drinken, das er in ainem zorn ain langen stecken erwüscht, den alten teufel anschrüe mit ruhen worten, wie sie dörfte in sinn nemen, iren un[1419]rainen leib in dem edlen wasser zu erweschen, darauß sovil leut drinken. Welche da sie ersucht sein fürnemen

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mit dem stecken, da erzaigt sich gleich das wunderwerk, das alt weib, das zuvor halber lam und schier hinkend in bronnen war gesessen, das war ains mals gerad worden, pfurret ußer dem bronnen und nackend durch den wald darvon, das sie der Jacob mit aller seiner crefte nit erlaufen

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konnte. Gleichwol alhie ain zweifel einfelt[3], ob der bron und seine tugenden, oder die forcht des steckens sie hab gesund gemacht. *

Wie also die kirchen zu Ingelswis im jhar 1516, als obgehört, widerumb erbawen, hat herr Gotfridt Wernher die


  1. ...] der satz ist mangelhaft.
  2. wie man] so dürfte zu ergänzen sein.
  3. einfelt] hs. einfelten.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 445. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_445.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)