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[533] Wie die walfart zu Ingelswis angefangen, die kirchen daselbs sampt dem dorf widerumb erbawen worden, auch sonst von mancherlai handlungen, zue Mösskirch und anderswa fürgangen.

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Herr Gotfridt Wernher hat vil jar ein priester uf sant Martins stift zu Mösskirch gehapt, mit namen herr Petter Dornfogel, war ain seltzam, gietig man, dem ist manch abenteur zugestanden, er hat auch manche abenteur getriben. Uf ain zeit sollt er morgens früe in die metin geen,

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und als er ain corhembd sucht, aber keins finden kunt, erwischt er in der eil seiner magt weißen schurz. Den legt er an und gieng damit in die metin. Ain tail die lachten sein, die andern undersagten im das, derhalben er zu ainer andern zeit, als im sein magt abermals das corhembd

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geweschen, ein alb in die mettin anlegt. Man sagt von im warhaftigclichen, wann er sein magdt bestigen, hab er alweg gesagt: »Das walt Got!« daher ein sprüchwort zu Mösskirch entstanden: »Das walt Got! sprach pfaff Petter, do stig er uf die magt.« Und ich glaub wol, das der pfaff solchs

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gethon hab, dann ich gehört von aim par ehevolk an ainem hochen ort, do kain teil den andern mit blosen henden hat im bet angerürt, sonder alwegen haben sie baide zuvor hendtschuch angelegt. Ich welt dem narren gerathen haben, das er seinem dolchen auch ain hendtschuch oder ain socken

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het anzogen, so wer er im doch zum wenigisten nit erfroren. Vor jaren hab ich ain alten Reingrafen kennet, war ain domherr zu Straßburg und zu Cöln, hieß graf Jacob; von dem wer sonst ain besondere historia zu machen. Derselbig het ain ehrenmagt, hieß Annale, die war im zu Marggrafen-

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Baden beim Kreitfogel zugestanden und het vorhin manchem biderman wol in zwaien heerzügen erkundiget; iedoch sagt er seinen vertrawten und liebsten freinden in geheim, wie beschwerlich und mit was groser mühe und geschwindigkait er sie zu seinem willen hergebracht. Sie het nie

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daran gewelt, biß er sie doch zu letzst mit den bösten worten und großen verhaißungen an aim morgen früe, als sie vor seiner cammer übergangen, beredt, dann sie im vertrawlichen geöffnet, wie ir noch kein mann nie mechtig worden. Aber als er ir erlichs und redlichs gemüet erkennt,

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het er nit nachgelassen und sie an die wandt gelaint. Do wer es erst an ain not gangen; er het das jung, unschuldig


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_439.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)