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haben in sein weib und die nechste freundt holen lassen. Uf dem weg ist er ganz schwach worden, also, wie er geen Guettenstain kommen, hat er an den pfarrer daselbst, genannt herr Gregori Spet, begert mit dem hailigen

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sacrament versehen zu werden. Der hat aber söllichs gewaigert, mit vermelden, dieweil er in ain solche verzweiflung kommen und also gehandelt, werde er im das sacrament nit raichen, wie dann solchs in canonibus höchlichen verbotten. Hierauf er bei einer gemaindt zu Guettenstain also angehalten, das

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sie für iren herren, herr Gotfridten Wernhern, geworben, dem haben sie alle handlung fürbracht. Dieweil dann dozumal die pfaffen das küsin mit den dreien zipflen in henden und sich in vil wenigerm niemands gegen inen einlassen dörfte, [531] wellt herr Gotfridt Wernher sich hierinen auch

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nit verdiefen, sonder ließ die sach an bischof Haugen von Costanz langen. Derselbig gab den beschaidt, waverr der arm mann an seiner rewe über die sündt und begangne thatten beharrete, sollte in der pfarrer absolviern und im das sacrament raichen. Das beschach. Der guet mann

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beharrete nit allain an seiner rew, sonder begerte, man solte im nur ein kleins stücklin am sacrament geben, waver an aim partikel solte difficultirt werden, mit dem vermelden, er könte und würde nit sterben, er were dann vorhin mit dem hailigen sacrament nach christenlicher ordnung

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versehen. Also wie er in seinem fürnemen beharrete, hörte in der pfarrer, obgenannt, beicht, versahe in wie ain christenmentschen, und nit in ainer halben stunde darnach starbe er selligclichen; wardt zu Guettenstain ins geweicht begraben.

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* [1531] Diser herr Gregori ist auch ain pfarrer zu Pfullendorf gewesen; da[1] het er uf ain zeit offenlichen an der canzel gebrediget vom wichwasser, was das für tugenden und gaistliche craft, namlich da es in ainem guten glauben und fürsatz uf ain grab werde gesprenzet, und ob schon ain

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dicker stain uf dem grab lege, so möge doch das wasser durch den stain und alle dicke der erden penetriren[2], auch der seel, da sie im fegfeur, zu fürstand irer erledigung helfen. Nun ist aber domals ein burger alda gewest, ain selzamer, einfürer man, genannt Petter Schorndorf, nam sich

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schalksnarrenweis an, ain schneider seins handtwerks. Der was


  1. da] hs. das.
  2. penetriren] hs. penetiren.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_430.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)