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nachgesehen, welche ire zaichen und gemerk sie letzstlich gefunden, und die hebamm hat nachgends das ganz misterium außgebracht[1]. Gleichwol die Rellingere und ir muetter bei ainstails der freundtschaft fürgeben, der Jacob

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Adler hab ir die ehe verhaißen, aber wie man sagt, so hats der Adler verleugnet und ist [528] also uf die monstranz und nit ufs sacrament zugangen. Zu dem ist der Adler, wie oblaut, ellendigclichen mit todt abgangen, das alle sachen also ansteen bliben, und was schon beschehen, das hat

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doch, ob Got will, nit war müeßen sein. Nach solchem hat sie sich bei irer muetter ain guete zeit im haus ingehalten und nimmer außgangen. Nichs destoweniger aber, demnach sie mal angebissen und ir der zan schweißig gemacht, do hat sie ain kleins knechtlin, das bei irer muetter auch ain

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spinnenstecherlin gewesen, wie man dann dise gesellen zu Augspurg pfligt zu nemmen, zu sich gezogen, hieß Jörg Dieterich. Das soll über alle maßen under der girtel wol verfast sein gewesen, nach allem irem appetit. Das hat sie zu bett nach allem vortail versehen, mehr, dann jar und

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tag, nam voluit iniri et non parere. Sie hat auch demselbigen Priapo gelt, klaider und was sie mit fuegen thuon künden, angehenkt. Aber das unsellig mendlin hat sein glück nit erkennen oder behalten künden, sonder hat sich vil berüempt und außer der schuel geschwetzt. Damit hat

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es sein sach verderpt. Damit aber das geschrai nit noch größer, ist er von der muetter und der dochter haimlichen ablegirt und verschickt worden. In kürze hernach ist das arm mendlin, wie es im Bayrlandt ungewerlichen angrifen, mit sampt aim grosen, starken penitenzer diepstalls halben

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gehenkt worden. Nach desselbigen abschidt hat die Rellingere ir handtirung mit etlichen grosen Hannsen zu Augspurg mit ainer solchen industria und geschwindigkait getriben, das ir die verordneten von ainem rath, alda uf solche sachen beschaiden, nit zukommen kinden, dann sie stettigs

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sich anhaimisch finden lassen. Und dieweil sie so gar selten außgangen oder sich sehen lassen, do hat weib und mann, auch vil under denen junkfrawen alda von der übergrosen schöne wegen, damit sie berüempt gewest, sie zu


  1. außgebracht] diese geschichte wird in band III der chronik nochmals erzählt, doch mit weglassung der namen. Einen ähnlichen fall erwähnt Liebrecht, Germania XIV, 396 aus Walter Scott.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_425.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)