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überkamen pestem, daran das weib und kinder gleich hinsturben. Nun hette der schlosser und sein weib zuvor etliche jar übel mit ainandern gelept, dann da war kein friden, sonder ain zank über den andern gewesen, waren aber

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unlangs vor diesem laidigen fahl wol wider ains worden, derhalben iren etlich Mösskircher in umb das weib und kinder klagten etc., sprücht er in aim unmut: »So ich und mein Eva ains werden, so hat mirs unser Herrgot genomen, und wann er nit Got were, auch so hoch doben im himel seße,

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wellt ich sein feindt werden.« Das mogte er nun wol in ainem schimpf gesagt haben; er gieng haim, gleich stost in die pestilenz auch an, legt sich nider und stirbt. Nun war dozumal ain Begein zu Mösskirch, die war zu anfang der Luterei bei Dießenhoffen uß irer samlung vertriben

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worden, hieß schwester Margreth. Dieselb Begein het irer aller in irer krankhait gewartet. Wie sie nun alle im haus gestorben, gieng die guet Begeinen an der krankhait auch dahin. Damit hört es dozumal uf, das die krankhait nit weiter gieng. Nichs destoweniger, wie es anfieng, wolt

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herr Gotfridt Wernher zu Mösskirch lenger nit pleiben, thete sich[1] ain guete zeit geen Wildenstein; so fuer sein gemahl, die grefin von Hennenberg, sampt irer dochter und graf Josen von Zollern hinab geen Oberndorf. Daselbsten bliben sie den winter. Herr Gotfridt Wernher rit ab und zu. Uf

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den früeling kam das frawenzimmer wider geen Mösskirch. Nach ostern kam herr Johanns Wernher freiherr zu Zimbern zu seim brueder, herr Gotfridt Wernhern, geen Mösskirch, also spazierten sie uf ain schönen tag alle mit ainandern ins Herdle, das frawenzimmer gieng auch hinauß

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und asen darin zu nacht. Nun hett herr Johanns Wernher ain abenteurer bei im, hieß Hensle Wildenberger, war ain schneider und ain fatzman, wie man ine haben wolte. Graf Jos überredt den gaugelman, das er uf ain schranden stunde, sich mit aim seidin hosenbendel an ain ast anbinden ließe;

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wolte damit dem frawenzimmer ain lust machen. Gleich zuckt graf Jos die schranden, der schneider blib am ast hangen, worget, das er erschwarzet, und waverr Franz Scherer, ain kriegsman, nit ohne geferdt darbei gewesen, der den hosenbendel eilends mit entzucktem rappir

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abgehawen, so wer der schneider also gehenkt uf der walstat


  1. sich] hs. sie.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_417.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)