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geben hat; actum Straßburg zinstag nach Vocem jocunditatis in ermeltem jhar[1].

Welchermaßen aber herr Gotfridt Wernher und sein elterer bruder, herr Johanns Wernher, ire herrschaften

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ainandern abgedauschet und abgetailt, auch herr Gotfridt Wernher das schloß Wildenstain zu seinen handen gepracht und behalten, das ist hievornen gnugsam anzaigt, von unnetten iezundt wider einzufieren. Allain zu wissen, das herr Gotfridt Wernher, nachdem er also verheirat, sich hinfüro

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mertails anhaimsch gehalten, wenig an die höve oder anderswahin geriten, sonder im fürgenomen, das schloß Wildenstain, dohin er von jugent uf ain liebe gehapt, zu der wer zu erbawen, wie er auch und mit merclichem uncosten gethon; dann er alda ain diefen graben in den felsen durch

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den perg hindurch brechen lassen und an dem graben, auch an dem schloß ob den vierzig tausendt güldin verbrochen und verbawen. Wie nutzlich aber solch gelt angelegt worden, auch ob das schloß zu der wehr gericht und erbawen, das will ich andere, mehr verstendigere und die erfarnen

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urthailn lassen. Er ist willens gewest, wover er ain sone von seiner gemahl von Hennenberg überkommen, ein stetlin für das schloß Wildenstain zu bawen, hat den ganzen blatz vor dem stetlin, ist iezmals ain wisswachs, biß an berg mit ainer starken ringmaur einfassen wollen, und fürwar, es were

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ain großmüetig werk worden, dann das stetlin das schloß zu rugk het gehapt, beid seiten, demnach der felsen hoch und gehe, sturmfrei; under augen het es ain diefen graben mit zweien grosen egkthürnen gehapt, mit zwain thoren, das ein gegen Lübertingen, das ander gegen der Tonaw

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und dem Buchpronnen. Die inwoner des stetlins weren die mair zu Lübertingen gewest, die hetten ire velder zu Lübertingen ußer disem stetlin bawen müesen, wie dann vor jaren vil gebewes von schlösern und stetlin uf solchem berg gewest, und das die gelegenhait an mehr orten zu erkennen

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gibt, als namlich die Statwiss an der ainen seiten des bergs, an der andern gegen der Tonaw der Altstat und Altenburg; darzwischen ist der hoch ruck des bergs gewest, würt iezmals die Senge genannt. Solch gebew, als namlich die ringmaurn, thürn, thor und kirchen vor dem schloß Wilden-


  1. jhar] d. i. 7 Mai 1521; vgl. Schultes, Diplomatische Geschichte des Gräflichen Hauses Henneberg I, 397.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 410. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_410.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)