Seite:De Zimmerische Chronik 2 407.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

do hetten die drei frölin vil gespillschaft mit ainandern. Füegt sich uf ain zeit, das fröle Anna, herr Gotfridt Wernhers dochter, wie dann die kindt pflegen zu thuon, sonderlichen, so sich die wol und ainigclich mit ainandern

5

vergleichen künden, sich zu den[1] jungen frölin, den fürstinen, ställte, die sie auch wol bei inen leiden mögten. Herr Gotfridt Wernher war zugegen. Der gieng zu den jungen marggrefinen, buckt sich, wie ain hofman, nam sein junge dochter, stälte sie herab zu der hofmaisterin. Das lobt die alt

10

herzogin hoch und maß solchs herr Gotfriden Wernhern in ain hochen verstandt; iedoch bevalch sie irem hofmaister, dem alten Hannsen von Newhausen, er solte das jung frölin wider hinuf fieren. Das ließ herr Gotfridt Wernher uf der herzogin befelch beschehen. Zu ainer andern zeit, als man

15

ob disch saße und die alt herzogin die drei frölin allernechst bei ir sitzen het und ganz frölich war, darneben aber befalch, man solt den frölin nichts weren, sonder sie ires gefallens reden und machen lassen, under anderm aber sprach das frölin Anna ußer küntlicher mainung zu der

20

herzogin: »Fraw Anna, ir hapt ain groß maul.« Wiewol aber die herzogin die wort nit merken, auch fraw Appolonia der redt übel erschrack, iedoch fragt sie das frewlin noch ain mal, was es gesagt, und als dasselbigs vorige rede widerumb sagt, het sie das lachendt gar zu guetem,

25

sprechende; »Mein kindt, du hast war,« und bevalch darauf, das es hierum gar nit solte gestrafft oder gezüchtigt werden. Die guet herzogin hat nit lang hernach gelept, sie ist uf ain groß alter kommen und zu Nürtingen letzstlichen gestorben. Sie het bei iren lebzeiten den geprauch, das sie

30

alle jhar den convent zu Hirsow ludt, dergestalt: Man pracht ir ain wagen mit münchen ußer Hirsow, die hetten zu Nürtingen ir guete herbirg und nach teglicher vollendung der götlichen empter warden sie uß herrlichist gehalten. So dann achtag verschinnen, fueren dieselbigen hinweg, und

35

bracht man ain andern wagen mit minchen, biß man also mit dem convent, so priester waren, herumb kam. Sie was auch gewon, wann die acht tag herumb, so sprach sie den münchen selbs ganz gnedigclichen zu, bevalch sich inen in ir gepett, ließ sie damit abscheiden und aim ieden gab sie

40

ein seidens oder guldins register in ain betbuech zu ainer


  1. den] hs. der.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_407.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)