Seite:De Zimmerische Chronik 2 391.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gehapt und erhalten. Es hat diser from, loblich fürst ein rechtgeschaffne hofhaltung gehapt von graven, herren und vom adel. Denen hat er alle zimliche frewd und kurzweil vergunt, inen auch, so vil müglich, darzu geholfen. Die

5

momereien hat er sonderlichen gern zu seiner zeit gehapt. Im haben uf ain zeit seiner söne etlich zu Baden ein momerei gebracht, in welcher under anderm Philips vom Hirßhorn gewesen. Wie nun ain ieder sich beflissen, das er am unbekantesten (dem ainen hat man ain vergülts getter uf

10

ain schwarz geferbts angesicht, dem andern ain andere seltzame manier gemacht), der Hirßhorn hat mit dem maler angeschlagen, so das malwerk an ine kom, soll er im lauter schupen, grün und gel, ins angesicht, doch mit unschedlichen farben malen. Das hat im der maler verhaisen,

15

iedoch ist der maler von den jungen fürsten zuvor abgericht gewesen, wie er sich halten sölle. Der hat im keine farben angestrichen laut der abrede, sonder allain ain anziehends leimwasser, damit der Hirshorn vermaint, er sei nur ganz unkäntlich gemalet. Ist darauf mit den jungen marggrafen

20

für den alten fürsten kommen. Sie haben all seltzame bossen und geberde getriben, als die, so wusten unbekannt sein, insonderhait aber der Philips vom Hirshorn, der trib wunder affenspil vor den andern, derhalben menigclich sein lachen muest, dann er war iederman bekannt. Derhalben

25

der marggraf in anredt, sprechendt: »Botz veil, Hirßhorn! wie gestellest du dich so närrisch!« Der redt erschrack der Hirßhorn nit wenig, gieng eilends, besach sich in ainem [510] spiegel, so befindt er den trug. Erst war er übel zufriden, thet sich eilends von der gesellschaft und wolt den

30

maler nur todt haben. Aber der marggraf, wie der aller sachen bericht, hett er ain besonders wolgefallen darab und verschafft dem maler ein friden. Gleichwol der Hirßhorn nach notturft derhalben gespait wurde. Uf das nechst österlich fest hernach sollt herr Gottfridt

35

Wernher des marggrafen dochter, Sibilla, so hernach graf Philipsen von Hanow vermehelt worden, im ampt zum opfer fieren. Das beschach mit großer herligkait. Nit waiß ich, wie es gieng, es übersachs der guet herr villeucht vor großer scham oder engsten, es trat die jung marggrefin

40

davornen uf den rock und fiel. Herr Gottfridt Wernher wolt sie erhalten und straucht, fielen also allernechst dem fronaltar baide zu haufen. Es halfen inen die vom adel und


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_391.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)