Seite:De Zimmerische Chronik 2 388.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wider zu dem alten herren. Das geschach so oft und vil, das der hundt, der sonst von natur ganz scheuch und wildt war, so gar geengstet wardt, das er zu letzst dem alten herren zwischen den bainen hindurch lief, stieß in zu haufen.

5

Derhalben der alt herr zu ungedult bewegt, schlich hernach zu erkündigen, wer doch den hundt also gejagt het. Also ergrif er die jungen herren und so baldt er dero ansichtig, hat er sie beschrieen, das sie geflohen. Und wiewol er inen vast getrewet, iedoch als im der zorn vergangen, hat

10

er die sach gericht sein lassen, das nichts weiters hernach gevolgt. Herr Gotfridt Wernher war ain unrüebiger junger, der het Mösskirch gern gesehen, war nie alda gewest. Nun het der alt herr ein diener zu Wildenstain, hieß Hanns Humel,

15

war von Hewdorf gepürtig; den bat herr Gotfridt Wernher, er solt ine ainmal mit nemen ins feldt, dann die baidt gebrüeder sonst in großer huet zu Wildenstain warden gehalten. Also unerlaubt und ohne wissen des alten herrens waren sie ains morgens zu Wildenstain früe uf und verklaidet

20

ritten sie durch die helzer mit ainandern, bei Schnerkingen über die Ablach[1] und bei unser Frawen durchs wasser. Hanns Humel[2] rit neben der stat hin durch den bach, dann er war zu Mösskirch wol erkannt, der jung herr aber rit durch den flecken hindurch und kamen er und der diener

25

vor der stat widerumb zusamen und darnach den nechsten nach Wildenstain. Ich hab mehrmals von den alten gehört, das etliche Mösskircher am Markt gewesen, als der jung herr durchgeritten, die ine wol gekennt haben, aber doch dergleichen nit thuon dörfen oder sich merken lassen, das

30

inen von erbermbde wegen die augen übergangen. Der alt herr zu Wildenstain, als er über etliche zeit solchs gewar worden, ist er über die masen übel zufriden gewest, dann er besorgen müeßen, das er von denen von Werdenberg oder iren amptleuten domals ufgehept, verstrickt oder

35

villeucht gar hinweg het megen gefüert werden. Derhalben, solchs zu fürkommen, do schickt er ine geen Gailndorf zu seinem vetter, schenk Albrechten von Limpurg, als bei seinem nechsten freundt und verwandten ein zeitlang, biß man im wider an ein hof verhülfe, sich zu enthalten. In

40

empfieng schenk Albrecht und sein gemahl, die grefin von


  1. Ablach hs. Albach.
  2. Humel] hs. Hymel.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_388.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)