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leben erhalten; dann so er die schlüssel zum thor nit zu seinen handen gebracht, oder den thorwart anfangs erschreckt, het derselbig im schrecken und vor forcht die schlüssel nit leuchtlich finden könden, dardurch sie alle verkürzt,

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entweders zun läden außfallen, oder doch beschwerlichen mit dem leben darvon hetten kommen künden. Aber das ich wider uf den jungen herrn Gotfridt Wernhern kom, so wardt derselbig mit hilf graf Wolfen von Ötingen und anderer seiner verwanten zu dem reichen

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herzog Jörgen von Bayrn an hof gethon und befürdert, und fürnemlich so hat bemelter herzog ein weisen, alten ritter, genannt herr Stefan von Schwangew, der wardt sein rath, verweser oder amptman zu Obenhausen bei Weisenhorn. Zu dem selbigen hat der alt herr Gottfridt sein jungen

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vettern, herr Gotfriden Wernhern, geschickt, mit beger, in fürter an hof geen Payrn zu presentiern. Dieweil und aber bemelter herr Steffan von Schwangew in seiner jugendt von den graven von Ötingen erzogen worden, ist er sovil dester williger und genaigter gewest. Seitmals aber herzog Jörg

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von Bayrn dozumal nit anhaimsch, sonder bei kaiser Maximiliano zu Füßen, hat herr Steffan den jungen herren mit sich genomen und geen Füßen gefiert, daselbst hat er in dem fürsten geantwurt. Also hat sie der fürst beide wenig tag bei sich[1] behalten und herr Steffan bevolchen, den

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jungen herrn unverzügenlich in Bayrn gen Burkhausen zu fiern. Daselbst hat der herzog sein gemahl gehapt, die ist ain künigin von Poln gewesen, genannt Hedwig, nemlich könig Casimiri und der künigin von Ungern dochter. Dieweil aber nun herr Gottfridt Wernher domaln ganz jung, ist er

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in paigenweis zu bemelter künigin ins frawenzimmer kommen. Nun hat bemelter herzog in dem fürstlichen und wolerbawenen schloß Burkhausen nit allain sein gemahl, die königin, sonder auch ain söllichen merklichen schatz von goldt und silber, auch andern cöstlichen sachen, der von

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kainem fürsten in Teutschlandt in vil jharen nie zusamen gebracht worden, derhalben er ain weisen, alten, gotzförchtigen ritter, genannt herr Johanns Ebron, lengest hievor geen Burkhausen verordnet, das schloß zum trewlichisten und bösten zu verwaren. Diesem alten ritter wardt der

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jung herr insonderhait bevolchen, fleißig achtung uf ine zu


  1. bei sich] hs. sich sich.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_376.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)