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apt Ulrich von Alperspach[1], abt Hanns von Sant Jörgen[2], auch etlich vom adel; zudem het es dozumal ain treffenliche guete gesellschaft zu Rotweil, und seitmal es in allen landen krieg und unfriden, und aber sie alda in gueter sicherait,

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haben sie alle recreation und guete gesellscheften gesucht und gehalten. Sie brachten der zeit ain manier uf, so man nampt maislen, das solte ain kurzweil sein. Das war, so man allen hausrath im haus hin und wider warf, verderbt und verwüstet, auch ainandern mit kuchenfetzen warf, mit

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unsauberm wasser beschütt und dergleichen, welches insonderhait der Johann Ul, fiscal, uf hette gebracht, und tribe das, wa er merthails hin kame. Welcher in wenig jharen hernach geen Straßburg zoge; daselbst überkam er von rath ein procuratur, die er auch etlich jar versahe.

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Von ime konte man zu Straßburg das maislen auch lernen, es wardt nit maislen, sonder ulisirt[3] genannt. Aber im paurenkrieg giengen die gastereien zu Rotweil umb, die warden iez von dem, dann von aim andern gehalten. Als die gasterei an herr Johannsen Wernhern kam, hielt er die

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in des dechants behausung, dem pfarrhof zu Rotweil; der war ain alter, frölicher man, genannt herr Blasius Schmidt. Dieweil aber baide ept von Alperspach und Sant Jörgen ire feirtägliche schwarzen kutten angelegt hetten, richt er das maislen unversehenlich nach dem essen an. Sie

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beschütten ainandern mit karspuelen, darvon kriegten die münch auch iren tail. Indess bringt ainer außer anschiften herr Johannsen Wernhers einen wolbestobnen melsack, der wurt umbher geworfen. Die baid münch warfen auch umb sich und waren vil abenteuriger, dann andere. Ire kutten

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wurden bestoben und also zugericht, das sie nit vil mehr wert, und muesten dieselb nacht ohne liechter heim deichen, dann sie in den melbigen, bestobnen kutten sich offenlich nit sehen dörfen lassen. Wann dann ain solche unweis in des dechants haus geiebt wardt und man allenthalben wider

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wischen und weschen must, so wardt der alt dechant so zornig und ungedultig, das er der gesellschaft abkünt, sie verschwure, mit anzaig, sie mechten ain andern würt suchen,


  1. apt Ulrich von Alpersbach] s. Glatz, Geschichte des Klosters Alpirsbach s. 126 ff.
  2. abt Hanns von Sant Jörgen] nach Martini, Geschichte des Klosters und der Pfarrei St. Georgen, s. 54 und 59, war Nicolaus Schwander während des bauernaufstandes abt; Johann Kem wurde erst im jahre 1530 als sein nachfolger gewählt.
  3. ulisirt] von Ul gebildet.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_359.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)