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dem, der in aim regiment ist, von nöten zu wissen. Es hat der graf in der Wederaw ain gefenknus im schloß zu Bobenhausen gehapt, die in etlichen vil jaren nühe ist geseubert oder ußgerumpt worden. Dieselbig hat der thurnhüeter uf

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ain zeit von weniger mühe und uncostens wegen ußgebrennt. Baldt hernach, ehe und der dunst dorin sich aller verzeret, do hat der graff etlich landtgrefische bauren von ains nachpurlichen übergriffs wegen gefangen und bevolhen, vier ußer denselbigen in dise gefengnus einzulegen. Do ist aber des

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ußbrennens vergessen worden, das niemands daran gedacht. Darumb, wie man den ersten hinab gelassen, do ist er gleich vom dampf erstrumbt[1], vom knebel hinab gefallen und dodt gewest. Also ist es auch dem ander und dem dritten ergangen. Der viert hat besser glick[2] gehapt, das er sich so

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stark erhalten und geschrüen hat. Do ist er halb dodt und erstickt wider hinauf gezogen worden; ist kümerlich bei leben bliben. Wie man nun erkündiget, das die ander drei gefangen dodt und die ursach dessen ußkommen, do hat sich der thurnhüeter dessen so hoch bekommert und ist in

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ain solche verzweiflung gefallen, das er sich entleipt hat. Nichts desto weniger hat sich der landtgraff Phillips von Hessen seiner underthonen angenommen und den grafen dohin trungen, das er sich mit ime und den fründen hat müßen vertragen. Soll ain iede oberkait desshalben wol

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gewarnet sein und sich des orts fürsehen. Also ist bei unsern zeiten ain wunderbarliche gefengnus gewest under denen graffen von Lewenstain zu Scharpfeneck, in derselbigen sein mermals die armen gefangen erbermelich umbgebracht, das sie hernach dodt sein in der gefengnus

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gefunden worden. Denen allen hat man wol kretz und biß angesehen, aber niemands hat gründtlich sagen künden, was es für ain thier, woher es kam, oder wie es zugang. Ainmals ist aber ainer gefangen und in dise sorgcliche gefengknus seines großen verschuldens halb gelegt worden,

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und wiewol er hoch darfür gebetten und begert, man solle ine diser gefengnus erlassen, so hat er doch anders oder weiters nit erhalten künden, dann das man ime ain starken bengel, sich damit zu bewaren, geben. Den hat er mit sich in die gefengnus hinab genommen. Uf den abend, wie man


  1. erstrumbt] schreibfehler statt erstumbt oder erstürmbt, duselig?
  2. glick] hs. glich.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_350.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)