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ernstlich tringt, sprücht der narr: »Ja, junker, ich habs der ursach gethon, euch hiemit zu gewennen, mir keine schwein mehr hüeten zu lassen.« Der guet Echter, wiewol in der schadt, so im vom narren begegnet, schmirzte, iedoch, als

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er allerhandt gelegenhaiten erwag und sonderlichen, das er dem narren sovil nit solt zugesehen haben, muest er des dorechtigen mentschen bosshait und sein schaden selbs verlachen, überwandt sich selbs und ließ den narren nichs entgelten. Er brauchte in hinfüro neben andern wiltnern, also

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haist man dieselben leut, daselbs zu seinem gestüt und wilden rossen, deren er dozumal ain große anzal uf dem Speßhart hett, in der Liechtenow, und hinfüro hat im der narr kein söllichen bösen tuck mehr gethon, dann man ime hinfürter mer ufsahe. * [1223] Diser Philips Echter war ain weltweiser man

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und der seine tag vil het erfaren. Wann er zu zeiten etwarn hörte herter und leuter an ainer thür klopfen, so sprach er in schimpfs weis: »Gewisslich, diser mentsch ist aintweders ain großer herr, oder ain wolbekannter, oder ain narr.« * Noch het der Philips Echter dieser abenteurer zwen,

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nemlich ain hieß man nur das alt Brüederge, und sonst ain, hieß der Bestle, war güetig, von Urzel, und hett in Wolf Beham von Mörle dem Echter geben. Was seltzamer hendel diese zwen narren getriben, da wer vil von zu sagen. Under anderm kan ich zwaier nit verschweigen. Man het

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der baider narren guet achtung und warden wol gehalten. Sie hetten ain guete, newe fuchsbelzdeckin ob irem bet, dann es dozumal gar ain herber, kalter winter war. Nun het das alt Brüederge etliche sackpfeifen, die im waren geschenkt worden, und dieweil er gehört, das etlich kinder

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und andere leut selbigs winters kurzlich darfor erfroren, do besorgt er, es würde seinem sack und pfeifen nit bösser ergeen, und würden die groß keltin auch nit erleiden künden. Solchem zu fürkommen, zerschnit er die guet, new belzdeckin in vil stuck, mit denen umbbandt er seine pfeifen,

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damit sie nit erfrüren. Nun kamen selbigs tags ungeferdt etlich vom adel geen Mespelbron, wie dann ain groß zu- und abreiten täglichs alda, denen sollt der narr mit der sackpfeifen ein kurzweil machen. Er bracht sein liebste pfeif außer der cammer, die wardt mit zwiefachem belzwerk

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von füchsen wol ingebunden. Sich verwundert menigclich, waher den sackpfeifen die fuchsbelz kommen. Aber wie baldt man in der narren cammer gieng, befandt sich gleich


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_347.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)