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und quid pro quo mit großem nachtail des leibs und des lebens in die arzneien genommen, das beschach aldo auch. Man het durch großen unfleiß des Juden geschrift in der appoteken nit recht verstanden, darum auch die arznei falsch

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gemacht und also gen Mespelbron überantwurt. Die gut gräfin nam die arznei nach verordnung des arzets; wer kain wunder gewest, es het ir das herz abgestoßen, aber der allmechtig zuvor und dann ir jugend und starke complexion behielten sie domals beim leben. Iedoch gieng das so

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beschwerlich zu, das sie bei einem viertel jars zu bett lag und menigclich sich versach, das sie zu einem bettrisen[1] solt geraten sein. Zu letst wuchs ir ain stain, oder wie mans nempt, ain gewechs in der rechten seiten, das ist so hert als ain stain ir lebenlang, gleichwol one ain sonderlichen

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schmerzen, in ir gelegen, und het ir nit mer mögen geholfen werden. Es ist der Jud als der arzet hierum angesprochen und zu rede gestellt worden, aber er hat sich entschuldiget, damit man mit ime zufriden. Hat sein recept und was er in die appotek geschriben, fürlegen und examinieren lassen,

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do hat sich befonden, das der Jud getrewlichen und wol geraten, aber in der appotek verwarloset worden. Was hat man aber sollen oder wellen gegen dem appoteker fürnemen? Der diener, so das recept nit recht gemacht, ist vermuschirt worden und darvon kommen.

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Ain gleichen[2] fal haben wir bei sechs oder acht jaren zu Wittenberg[3] gehapt; da wolt des curfürsten von Saxen, herzog Augusti, secretarien ainer in Majo preservationis causa evacuiren, war gesunds und frisches leibs. Raiset vom hof gen Wittenberg und mit rath des medici[4] ließ er

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im ain digestiftrank, das man nempt sine cura, in der apotek zurüsten. Nun het der medicus das recept geschriben, und wie [1491] dann laider bei vilen doctorn beschicht, das sie ain bessen, unlesslichen buchstaben schreiben, auch manicher ain rum darin begert zu suchen, darauß dann vil mangels

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mermals beschicht, dieweil es so unlesslich ist. Er hett aber geschriben »Recipe apii ½ I«, und waren aber die buchstaben dermaßen verzogen, das der unfleißig apoteker het verstanden »opii«; macht also das digestif mit dem opio, wie ims fürkommen und er das gelessen het. Nun ist aber


  1. bettrisen] hs. bettristen.
  2. Ain gleichen] hs. In gleichem.
  3. Wittenberg] hs. Wurtenberg; vgl. dazu z. 29.
  4. medici] hs. medicini.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_344.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)