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vatters, des sons und des hailigen gaists. Es sol auch ides mals v pater noster und v ave Maria und ein glaub darzu gebettet werden. Darnach sol man nemen ein hennenai, das an dem grönen donderstag gelegt worden; söllichs sol

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man dem bresthaften menschen zu essen geben in einer suppen oder wie ers essen mag, zu eim oder zweien malen, doch das er alles esse, was im ai seie. Das ai aber soll man oben am spitz ufthon, damit die überig schal ganz und unzerbrochen bleib. Diese schalen sol der krank vol harnen,

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und darnach an ein söllichs haimlich oder wolverwart ort gestelt und behalten werden, das es nit verschütt oder das meus und ander thier oder insecta nit darüber kommen, sonder [1241] man soll es von ime selbs ußdörren lassen. So das beschicht, sol der krank, desgleichen die person, so die drei

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krautstengl gesetzt, wie oblut, darzu betten xv pater noster, xv ave Maria und v glauben. Es hülft gewisslich und ist vilmals bewert worden, und wie der harn in der schalen ußdörret, also auch nimpt der bruch ab und verschwindt zu letst.*[1] Hiebei ist zu merken, das die alt grefin von

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Werdenberg, auch ire zwo döchtern, die elter, die von Zimbern, und dann die jünger, die grefin von Lupfen, in baiden arzneien so verborgne und seltzame künsten und experimenta gehapt, das zu rewen, der mertail mit inen abgestorben sein soll. Zudem die eltern von Lupfen sich in der

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arzneikunst vil bemühet und damit die sachen dahin gepracht, das sie in den aller gefärlichisten gepresten presentanea remedia gehapt, die zu iederzeit und allen personen haben megen sicherlich gebraucht werden. Das ist nun auch alles hin und verzuckt, und haben bemelter graven nachkomen

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andere studia, damit sie umbgeen. Also verendern sich die mentschliche handtierungen, und ist bei uns mentschen uf diesem erdtboden nichs wirhaftigs oder bestendigs. Seitmals aber von diesem Philips Echter[2] sovil in diser historia meldung beschicht, ist nit unzeitig, etwas von seinem

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herkommen, als vil man waist, zu vermelden, und findt der Echter geschlecht in den turnerbüechern und sonst gar alt. Von irem herkommen urspringlich findt man eben so wenig, als bei dem mererntail geschlechter deutscher nation, und


  1. WS: Vermutliches Ende der Einfügung des correctors, siehe Fußnote vorige Seite.
  2. Echter] hs. Echters. Die folgende erzählung ist der abhandlung Alex. Kaufmanns »Alte Geschichten aus dem Schlosse Mespelbrunn« in Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte. Herausgegeben von J. H. Müller, 1873, S. 231 ff., zu grund gelegt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_340.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)