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dem nabel, etwas mehr under sich; hat ime wol was mangels im reiten und raisen gebracht. Also sein wir alle gebrechliche geschöpf. Aber dies kraut, damit den baiden herren und andern vil mentschen geholfen worden, was sonst für

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wunderbarliche und bei den unerfarnen für ain unglaubliche tugendt das hab, ich hievor manchmal beweren sehen, und erforderte ain sondern tractat, ist hieher nit dienlich; dann wer solchs kraut recht prauchen kan, do glaub ich nit, das zu Delphis das oraculum Apollinis zu den

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apropriatis gewiser hab sein künden. Ist doch nur ain observatio und weiters nichs, hat auch in den natürlichen künsten kein ursach, dann allain den glauben oder fidutiam. *[1] [1240] Es hat sich ein bruch oder hernia bei diesem jungen herren erzaigt. Wie man aber weit und breit rhat

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derhalben, do ward die alt frow von Werdenberg in sollichem fal ein wunderbarlichs breve gelernt von einer edlen jungfrowen, hieß die Rüedin, die ob den dreißig jaren bei ir im frowenzimmer gewest. Mit solchem breve, wie mans nempt, do ward dem jungen herren domals geholfen.

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Bemelts herren eltester bruder, herr Johan Christof, hat in seiner jugendt auch ein solche sorgliche herniam gehapt, idoch mit hernachvolgender cura hat er gleicher gestalt auch hilf erlangt. Solchs hat ain bestand gehapt biß uf die zeit, das er vierzig jar erraicht, do hat sich der mangl

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wider ereferet. Solte aber das unordenlich leben der domherren nit auch zu zeiten ein ursach sein, da schon was guts durch die arzneien geschafft, sollichs widerum zu verwüsten und zu verderben? Umb sollichs breve aber hat es die gestalt. Da ain knab oder gewachsener mentsch ein

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bruch het an gemechten, idoch, das es nit über ein jar angestanden, so sol derselbig mensch sich drei morgen nach einandern in einem garten uf ein krautpletz setzen, bloß, das er gegen der sonnen ufgang sehe; das sol beschehen in aller früe, ehe dan die son ufghat. Alsdan sol

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ime ein jungfrow, die noch rain seie (darum muß man gemainlichen junge kinder darzu nemen) iden morgen under den dreien ein stengel des krauts, genant satyria oder knabenkraut, in boden daselbst setzen, so nahe, das der stengel alle mal den bruch anrüre, alwegen im namen des


  1. bis 340 16], dieser ganze nachtrag ist von der hand des correctors der chronik geschrieben. WS: Das vermutliche Ende der Einfügung siehe Fußnote nächste Seite.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_339.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)