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das halb jhar ußbliben und nit zu seiner gemahl hinab kommen, war sein schwiger, die alt grefin von Werdenberg, etwas undultig, wie dann die schwigern oftermals pflegen zu thuon. [486] Sie hueb im das mit glimfigen worten

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mehrmals uf. Herr Johanns Wernher, seitmals er bei dreien wochen alda blib, erdacht er ain fundt, das er wider ain gutherzige und freintliche schwiger bekeme. Es schickt sich ains tags, als es schön wetter war, das sie alle und nemlich die alt fraw, auch Philips Echter, herr Johanns Wernher

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und sein gemahl spazieren giengen. Nun hat es hünder dem schloß, nachdem es in eim lustigen, aber engen tal ligt, ain schönnen bronnen, von dem dann und ainem großen nespelbaum[1], so noch alda stehet, das schloß den namen empfangen. Daselbst hin hetten sie etlich victualia tragen

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lassen und waren frölich. Als nun das ain dahin, das ander dorthin gieng, nam herr Johanns Wernher sein gemahl, die ain schönen weisen schurz anhet, an die handt, gieng die wisen hinuf spazieren biß zu ainer alten schaffschewr, da die schaf vor etlichen tagen in ainem pferich waren gehalten

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worden. Wie er nun daselbst allain, ersicht er hünder der alten schewr ain frischen schaffzirk ligen, dess aber sein gemahl nit wargenommen. Also ohne lenger verzug setzt er sein gemahl in selbigen zirk, ersprachen also ain guete weil hünder der schewr. Nachgends füert herr Johanns

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Wernher sein gemahl widerumb zu der schwiger. So baldt sie des wusts an irer dochter kittel ersicht, märkt sie gleich wol, was das für ain handel, fieng an, die dochter zu strafen, das sie den weisen kittel also verwüst hett, und wardt ain groß gelechter darauß. Herr Johanns Wernher dausset

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darvon und überkam hiemit ain solliche günstige schwiger, das er, dieweil er zu Mespelbron war, nichs mehr verderben konte, sonder, wes er hernach anfieng, das war alles recht und wol gethon. In etlichen tagen hernach fieng er und sein gemahl sich an widerumb uf die rais zu rüsten, aber

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sein schwiger und Philips Echter wolten den jungsten son, herrn Froben Christoffen, seitmals der bei inen geporen, nit von inen lassen. Den haben sie hernach biß in das 12 jhar, als ob er irer leiblicher son gewesen were, mit allen trewen erzogen. Der jung herr ist über drei monat nit alt

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worden, do ist im ain großer unfahl zugestanden, dann sein


  1. nespelbaum] neben mespelbaum allgemein üblich.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_337.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)